Interview-Partner: Adriane Niepel [Autorin und Selfpublisherin]
🐧 Hallo Adriane, wir sind uns über Berit begegnet, die unsere Bücher in ihrem Bücherspatz PodCast gemeinsam vorgelesen hat. Wie ist das für dich, wenn da jemand dein Buch vorliest?
🐦 Hallo Lars, erst einmal vielen Dank für die Einladung zu diesem Interview und den tollen Austausch seitdem wir uns begegnet sind! Berit ist die erste Person, der ich so richtig dabei zugehört habe, wie sie mein Buch komplett gelesen hat. Tatsächlich war das sehr schön, sie hat eine tolle Stimme und die Geschichte hat mich gerührt, obwohl ich sie kannte. Das hatte ich nicht erwartet. Es war ein auch ein Wahnsinns Gefühl, dass es sich anhört wie eine „richtige Geschichte“ – ich zweifle ja schon mal gerne an mir, ob es alles reicht, was ich so mache.
🐧 Ich weiß ganz genau was du meinst.
Für unsere Leser, Berit stellt in ihrem PodCast immer zwei Vorlesebücher für Kinder vor, in einem zweiten PodCast folgt eine Lesung mit den beiden Büchern.
Wie bist du auf den Bücherspatz gekommen oder wie ist Berit auf dich gekommen – wie habt ihr zueinander gefunden?
🐦 Ich hatte über meinen Instagram Account @schlappohr.geschichten einen Aufruf geschrieben, da ich Buchblogger gesucht habe, die mein Buch rezensieren würden. Und da kam Berit auf mich zu und hat gefragt, ob es vielleicht auch für einen Podcast interessant wäre.
🐧 Ich habe es irgendwie mit Piraten, ich denke da an den Schokobart oder auch Pinipas Abenteuer – beide begleiten uns schon seit einiger Zeit. Wie bist du zu deinem Schlappohr Piratenkapitän gekommen?
🐦 Ja, die kenne ich auch, das hat sich aber erst wegen dem Piraten Schlappohr ergeben. Schlappohr ist erst einmal in dem ersten Band ein Pirat – aber ich hab da noch die ein oder andere Idee... Im nächsten Band wird es um…soll ich es wirklich schon verraten? 🙂
🐧 Wie du möchtest 😉
🐦 Ok, nur ein ganz kleiner Vorgeschmack: Es wird um einen Drachen gehen, um Äpfel und einen Fußball und natürlich Schlappohr. Bald gibt es dann auf meinem Account mehr dazu. Aber zurück zu Band 1. Schlappohr ist Pirat geworden, weil wir im Garten einen Spielturm stehen haben – ein Piratenschiff. Und abends mussten zum Einschlafen natürlich Geschichten erzählt werden. Geprägt vom den Erlebnissen am Tag und seinem blauen Kuschelhasen (genannt Schlappohr), das bei ihm im Bett liegt, ergab sich die Geschichte um den blauen Schlappohr und seinem Piratenschiff. Und da ich selbst gerne Fantasy Geschichten lese und wir gerne wirre Geschichten erfinden, muss es immer auch magische Elemente/Momente/Erkenntnisse geben.
🐧 Bist du Vollzeitkinderbuchautorin?
🐦 Nein, tatsächlich habe ich mit Autoren und Bücher schreiben bisher gar nichts zu tun gehabt. Aber gerade deswegen war es nur eine Frage der Zeit, bis das passiert. Wieso? Ich probiere ständig neue Dinge aus, sowohl privat als auch beruflich. Ich habe eigentlich Computervisualistik studiert. Das ist ein Informatik Studiengang mit Fokus auf Bildverarbeitende Themen. Also programmieren von 3D Filmen, Scanner und Kameras, die man z.B. für Rettungsroboter, bei Operationen oder ähnlichem braucht, wir haben immer gesagt, die anspruchsvolle Informatik 😉
🐧 Informatik und Kinderbuch, wie passt das zusammen?
🐦 Ich war also schon immer irgendwie visuell geprägt. In dem Studium hatte ich auch „Digitales Zeichnen“, was meine Freude zum Zeichnen wieder belebt hat. Der Kunstunterricht in der Schule war doch sehr niederschmetternd 😄 Nach meinem Studium habe ich ein paar Jahre programmiert, dann lieber geplant und organisiert als Projektmanager, Schulungen gegeben als Scrum Master, mich um Organisationstransformation gekümmert als Change Manager und ähnliches. Dann kam meine Elternzeit mit meinen beiden Kindern, und dann kam Corona… ich erlebte mit meinen Kindern noch viel mehr Abenteuer als sonst, also doch mal wieder was Neues ausprobieren und direkt an und mit meiner Zielgruppe arbeiten. Es geht mir darum die Werte, die ich meinen Kindern beibringen möchte in Geschichten zu packen. Ohne mit dem Finger drauf zu stoßen, sollen Themen wie der Wert der Freundschaft, Dankbarkeit, den Mut seinem Herzen folgen, magische Momente zu erleben, Wertschätzung und Glaube an sich selbst usw. in Abenteuergeschichten erlebt werden. Durch die zusätzlichen Spieleseiten, soll sich das Kind mehr mit der Geschichte beschäftigen, ohne sich darauf zu konzentrieren, eben spielerisch.
🐧 Bei mir ist es im Übrigen ähnlich, ich komme von der Medieninformatik, bin also Informatiker, das visuelle hat aber immer eine Rolle gespielt.
Auf deiner persönlichen Homepage www.adrianeniepel.de ist noch mehr zu sehen als nur die Kinderbuchgeschichte vom Schlappohr, was sind Sketchnotes?
🐦 Sketchnotes sind tatsächlich neben dem Kinderbuch das zweite Thema, mit dem ich mich seit Corona vermehrt beschäftige. Es geht darum schnell grafisch Informationen aufzuarbeiten. Das kann zur Aufbereitung von Protokollen, zur Darstellung am Flipchart, zum Vereinfachten Lernen, für Dekorationen und vielem mehr gebraucht werden. Es geht darum, dass wir mit visueller Unterstützung leichter lernen und uns Dinge merken können. Ganz nach dem Motto „ein Bild sagt mehr als tausend Worte“. Nur dass es nicht darum geht es perfekt abzubilden, sondern so, dass es für den Einsatzzweck genau richtig ist. Nicht zu viel Zeit in Details verwenden, wenn bereits klar ist, worum es sich handelt. Aber an den Stellen, wo Details wichtig sind, genau diese auch darstellen. Ergänzt werden diese Abbildungen meistens mit Notizen, die es dann als Sketchnotes vervollständigen.
🐧 Was haben wiederum die Sketchnotes mit deinem Schlappohr zu tun? Die Art der Zeichnungen haben zumindest eine sehr starke Ähnlichkeit.
🐦 Da ich drei Monate ein visuelles Tagebuch geführt habe, hat mich diese Art im Moment natürlich geprägt, das stimmt. Ich habe auch die Vorteile daran für mich entdeckt. Ich wollte ein Kinderbuch machen, in das ich Werte verpacke, die visuell unterstützt werden. Also der Fokus liegt auf der Aussage der Geschichte und nicht darauf, möglichst viel Zeit in besonders glänzende Bilder zu stecken. Es sollte ansprechend sein, aber auch nicht überladen. Ich liebe selber auch Bilderbücher mit unglaublich vielen Details. Für meine Zielgruppe, die bei drei Jahren anfängt, ist das aber meistens zu viel Ablenkung. Das hatte ich selber festgestellt und wollte bewusst nicht zu viele Details einbauen. Außerdem mag ich natürlich auch diese Art zu zeichnen sehr gerne.
🐧 Du vermarktest deine Kindergeschichte komplett selbst oder hast du da tatkräftige Unterstützung?
🐦 Ich vermarkte mein Kinderbuch bisher selber. Das ist natürlich mühsam, da ich beruflich auch gar nichts mit Marketing zu tun habe. Aber auch hier ist es wieder typisch für mich, einfach alles ausprobieren und mal schauen wie es klappt. Was auf jeden Fall immer für mich drin ist: Etwas Neues gelernt zu haben. So führt mich mein Weg von Buchhandlungen und Bibliotheken zu sämtlichen Social Media Kanälen und wer weiß wohin noch. Es entstehen viele neue Kontakte und das ist wirklich toll.
🐧 Du hast also für deinen Schlappohr deine Zutaten aus lauter Gelegenheiten zusammen packen können. Wie und wo kommt man an deinen Schlappohr?
🐦 Bisher wird mein Band 1 über Amazon verkauft und man kann mich natürlich gerne anschreiben, falls eine Widmung gewünscht ist. Dann gibt es das Buch direkt von der Autorin nach Hause. Alle Infos dazu gibt es auf meiner Homepage. Ansonsten bin ich gerade mit verschiedenen Büchereien und Buchhandlungen im Austausch, das sind aber dann natürlich erst mal kleinere Läden und nicht die großen Buchhandlungen.
🐧 Wenn du so vielseitig bist und immer wieder etwas neues ausprobierst, ist das Buch dein erstes persönliche Produkt?
🐦 Tatsächlich habe ich schon immer davon geträumt eigene Produkte zu kreieren. Und wie toll es ist, wenn jemand Fremdes sich auch noch dafür interessiert. Mein Erstes Produkt entstand 2008 und war ein Computerprogramm für Tanzschulen um Choreografien für den Formationstanz zu erstellen „Choreo4You“. Das war dann noch auf CD gebrannt mit richtigen Hüllen und Labels, das war großartig. Da habe ich auch alles selber gemacht, Grafiken, Programmierung, Installationsroutinen usw. Leider klappte es mit dem Marketing gar nicht, da habe ich sehr viel gelernt. Es folgten 2011 ein paar Windows 8 Apps und Windows Mobile Apps. Für mich war das Handy Betriebssystem von Microsoft so viel besser als Android und Apple, es vereinte einfach das Beste von beiden Welten.
🐧 Und nun gibt es das WindowsPhone nicht mehr 🤨
🐦 Aber egal, leider setzte sich das nicht durch und die Apps verschwanden natürlich ebenso. Hier ging es um Foto Apps und ein paar Spiele. Das habe ich dann zusammen mit meinem Mann gemacht. Zudem habe ich etwa zur selben Zeit angefangen und T-Shirt Designs gemacht und mir einen Spreadshirt Shop angelegt. Ein paar Sachen habe ich auch verkauft und mich über jeden Verkauf wahnsinnig gefreut – da läuft jemand wirklich mit meinem Design auf der Straße rum. Als letztes habe ich dann mit Nähen angefangen, 100 Teile in einem Jahr genäht, vor allem für meinen Sohn und als Geschenke. Ich hatte mir dann gerade einen Dawanda Shop angelegt, da wurde Dawanda von Etsy übernommen und ich hatte es erst mal wieder sein gelassen. Ich hatte kleine Produkte kreiert wie Stofflesezeichen, Eierwärmer etc, also nichts, was es nicht doch schon viel zu oft auf Etsy gibt. Und mein Neuestes Werk ist dann nun das Kinderbuch. Dazu gibt es dann z.B. Schlüsselanhänger und Stempel, die ich - natürlich - zuhause selber mache. Alles hat auf jeden Fall immer etwas mit der Liebe zu Design und Kreativität zu tun. Ich könnte mir auch nicht vorstellen z.B. Buchhalter zu sein. Man könnte sagen mein Hobby ist das kreative Kreieren, egal mit welchem Material oder Medium.
🐧 Du hast bereits eine zweite Schlappohr Geschichte angedeutet. Hast du Ambitionen vielleicht mal etwas für ältere Kinder zu schreiben? Kein Jugendbuch, sondern einen Roman, einen Krimi, etwas für Erwachsene eben.
🐦 Das könnte ich mir tatsächlich auch sehr gut vorstellen, an Ideen würde es auch nicht mangeln. Aber ich wüsste nicht, woher ich die Zeit nehmen sollte, denn wenn ich bald wieder in meinen Job einsteige, dann wird das leider noch mal viel schwieriger mit dem Schreiben.
🐧 Noch mal zurück zu deinem Schlappohr, was ist der wichtigste an deiner Geschichte?
🐦 Das Wichtigste an den Schlappohr-Geschichten ist mir, dass die Kinder Spaß daran haben und unbewusst die Werte wahrnehmen und wie wundervoll wäre es, wenn sie in irgendeiner Situation dann denken „Ich mache es so wie Schlappohr!“
🐧 Und zu guter letzt schlage ich doch noch mal den Bogen zu Kalle Pinguin. Was ist dein Lieblings-Tier aus unserer Kinderbuchgeschichte?
Oh, da kann ich mich kaum entscheiden, die sind alle so goldig gemalt! Tatsächlich mag ich Kraken total gerne, allerdings nicht in echt 😉 Aber von den Hauptfiguren würde ich die Giraffe nehmen, die Idee mit dem Fisch im Hals ist einfach super witzig!