Interview-Partner: Barbara Schudok [Autorin & Illustratorin & Architektin]
🐧 Hallo Barbara, bevor wir über Zuluu reden, du hast eine besondere Affinität zu Afrika. Erzähl mal.
🦓 Seit ich das erste Mal im Rahmen einer Studienexkursion in Malawi war, hat mich der Kontinent fasziniert. Ich war von der Kultur des ostafrikanischen Landes begeistert, den Menschen, der Landschaft und natürlich der Tierwelt.
Ich bin Architektin und hauptsächlich im internationalen Kontext tätig. Während meines Studiums hatte ich durch Studienprojekte öfter die Chance nach Afrika zu reisen. So war ich mehrmals in Kairo, für ein Projekt in einer informellen Siedlung, mehrere Monate in Tansania auf einer Baustelle für eine Schule und an der Planung für Unterkünfte einer Klinik in Kamerun beteiligt. Schließlich führten mich auch Urlaubsreisen in mehrere Länder südlich der Sahara.
🐧 Du bist also von Haus aus Architektin. Da bedient man durchaus unterschiedliche Felder, was genau bearbeitest du in deinem Job?
🦓 Seit 2018 kann ich mein Interesse zu Afrika auch mit meinem Beruf verbinden. Ich arbeite an der Technischen Universität München am Lehrstuhl für „Architectural Design and Participation“ von Prof. Francis Kéré. Er ist ein großartiger weltweit tätiger und inspirierender Architekt, der aus dem westafrikanischen Burkina Faso stammt. Somit haben wir eine direkte Verbindung zu Afrika. Gemeinsam mit den Studierenden arbeiten wir an Projekten im afrikanischen Kontext – doch auch in München, Deutschland oder Europa.
Die Menschen für die wir Entwerfen stehen im Mittelpunkt, weiterhin, dass sich die Gebäude in ihren klimatischen Kontext einfügen und die vor Ort verfügbaren Materialien genutzt werden.
🐧 Jetzt hast du im Jahre 2020 eine Geschichte geschrieben, auf deiner Webseite www.zuluu.com beschreibst du, wie das entstanden ist.
🦓 Ja genau. Beruflich bin ich öfter in Afrika – so auch im Winter 2020. Ich war zu Besuch bei meiner Familie und hatte mit meinem 2,5 jährigen Patenkind Marie darüber gesprochen, dass ich am nächsten Tag nach Ghana reisen werde.
„Ich weiß“, sagte sie: „Du reist nach Afrika. Mit dem Zug?“ „Das ist zu weit Marie, da muss ich mit dem Flugzeug fliegen“. Da sah sie mich mit großen Augen an: „Weiter als München…?“
So begann ich ihr über den Kontinent zu erzählen und zeigte ihr Bilder der Tiere. Die Zebras gefielen ihr ganz besonders. Seit diesem Moment reifte in mir die Idee ihr mehr über Afrika zu erzählen.
Wenige Wochen später befand sich die Welt in einer komplett anderen Situation, Corona hatte die Welt auf den Kopf gestellt und wir befanden uns im Lockdown.
Die Idee kam mir wieder in den Sinn und so nutzte ich die freien Abende und Wochenenden und schenkte Marie schließlich zu ihrem dritten Geburtstag das Buch „Das kleinen Zebra Zuluu“.
Nachdem Freunde und Bekannte davon hörten kamen mehr und mehr Anfragen – so fand das kleine Zebra seinen Weg auch in andere Kinderzimmer.
🐧 Dann lass uns jetzt über Zuluu sprechen. Gibt es für dieses Wort / diesen Namen eine Bedeutung?
🦓 Im Süden Afrikas gibt es das Volk der Zulu.
🐧 Wenn ich mich recht erinnere gab es mal einen Fernsehmehrteiler bei dem dieses Volk vorgekommen ist.
🦓 Für mich sollte es eine Alliteration sein, und so überlegte ich mit einer Freundin. Da kamen wir auf „Zebra Zuluu“ und ich hatte das Gefühl, das passt einfach. Der Name sollte kurz, knapp und für Kinder leicht zu sprechen sein.
🐧 Du verwendest Schwarz-Weiss Zeichnungen, gut bei einem Zebra bietet sich das durchaus an. Aber Strauss, Giraffe oder auch die Nilpferde zeichnest du genauso. Du verwendest also einen sehr reduzierten Stil.
🦓 Das liegt vielleicht am Beruf 🤣 Den Architekten wird oft nachgesagt, dass sie nur schwarz und weiß – maximal grau tragen.
An einem Abend bin ich direkt nach Abschluss meiner Arbeit am Schreibtisch sitzen geblieben, schnappte mir einen Stift, schlug die nächste freie Seite in meinem Skizzenbuch auf und legte los. Spät in der Nacht konnte ich erst aufhören, so gefesselt hatte mich die Idee und ich hatte das Gefühl, ich müsse all die Gedanken die ich hatte festhalten. Das war der Beginn, so sind die ersten Zeichnungen entstanden.
Das Buch wurde mehr und mehr graphischer und Muster, sowie repetitive Elemente zieren viele der Seiten – ich hatte die Muster afrikanischer Stoffe im Kopf und mir gefiel der Gedanke, dass mein Patenkind die Seiten selbst ausmalen kann.
🐧 Genau, das Zebra unter dem Baum bei Regen. Super.
Um was geht es in Deinem Buch?
🦓 Mir war es wichtig, der kleinen Marie etwas mit auf ihren eigenen Weg zugeben, somit sollte die Geschichte einen tieferen Sinn haben und auch den Erwachsenen Spaß machen und sie zum Nachdenken anregen.
Das kleine Zebra Zuluu lebt mit seiner Familie in der Savanne. Nach einem starken Wolkenbruch läuft es erschrocken los und sucht Schutz unter einem Baobab Baum.
Als der Regen nachlässt und Zuluu zur Herde zurückkehren möchte, stellt er erschrocken fest, dass sie nicht mehr dort ist, er findet nur Spuren im aufgeweichten Boden.
So macht er sich auf den Weg und folgt den Spuren und trifft auf diese Weise verschiedene Tiere.
Schließlich führt ein Perspektivwechsel Zuluu zu seiner Herde zurück und natürlich die Unterstützung der Tiere. Im übertragenen Sinne ist das etwas, das für die „Kleinen“ aber auch für uns „Große“ sehr entscheidend ist: Der Blickwinkel auf die Dinge. So kann sich eine scheinbar unlösbare Aufgabe, eine aussichtslose Situation doch bewältigen lassen. Das Buch vermittelt den Kindern, dass man alles schaffen kann - doch mehr verrate ich noch nicht.
Das Buch ist in Reimform geschrieben, so finden die Kinder immer wieder Sätze, die sie mitsprechen können.
🐧 Das mit den Reimen passt. Kalle ist auch gereimt und Kinder die sich auf der Schwelle zu abstrakten Worten befinden, denen helfen gereimte Lieder und Texte, weil sie über den Reim sich Worte und Sätze merken, auch wenn sie noch nicht alle Worte kennen. Das durfte ich in meinen ersten Lesungen lernen.
Ein Zebra ist doch ein eher unauffälliges Tier. Das verschwindet in der Masse, spielt sich, abgesehen vom Film Madagaskar, nicht besonders auf. Was gefällt dir am Zebra?
🦓 Da hast du Recht. Meist stehen die „Big Five“ der afrikanischen Tierwelt im Vordergrund, weniger die Zebras, doch sie sind faszinierende Tiere. Das Streifenmuster ist bei jedem Tier anders, individuell wie das Linienmuster auf unseren Fingerkuppen. Es gibt viele interessante Studien zu den Streifen der Zebras, beispielsweise, dass sie sich auf diese Weise vor der Tsetsefliege schützen und vieles mehr, noch dazu sind sie wunderschön.
🐧 Neben deinem Buch hast du Karten, Schürzen, T-Shirts, Tassen und aktuell ein Freundebuch mit deinen Figuren geschmückt, das ist alles sehr dekorativ. Entwickelst du gerne diese Produkte?
🦓 Ja stimmt, mittlerweile ist vieles im Zebra-Look entstanden. Die meisten Dinge entstehen in Handarbeit hier in München in meiner kleinen Pop-Up Werkstatt Zuhause.
Nach dem Kinderbuch kam das Malbuch, da Marie gerne ihr Zuluu Buch ausmalen wollte, ihre Mama davon jedoch nicht ganz so begeistert war 😉
In den letzten Monaten kamen immer mehr Anregungen von Freunden und Bekannten, so hat sich das Sortiment rasch vergrößert und ich muss sagen, mir macht es riesigen Spaß Neues zu testen und zu entwickeln. Ich habe begonnen mit Stoffmalfarbe zu experimentieren und so sind neben den Büchern auch verschiedene Textilprodukte entstanden. Somit gibt es für alle Altersgruppen nun etwas von Zuluu.
Für mich persönlich hat das kleine Zebra ganz neue Felder eröffnet, so habe ich in den vergangenen Monaten gelernt eine Website zu erstellen und ich habe mit verschiedensten Materialien getüftelt, Buchbindetechniken ausprobiert, etc. Auf diese Weise kam ich mit vielen inspirierenden Menschen zusammen, es macht mir Freude sich auszutauschen und Neues auszuprobieren. Ich arbeite gerne mit meinen Händen – schon immer. So kann ich nun die Arbeit am Computer mit etwas „Handfestem“ verbinden.
Für mich ist es jedes Mal eine große Freude, wenn ich all die Zebra-Produkte herstelle, verpacke und Päckchen versende.
🐧 Du bist also Architektin und nun junge Kinderbuchautorin und -illustratorin. Was machst du sonst noch so, gib uns einen kleinen Einblick in dein Leben.
🦓 Ich zeichne und gestalte gerne und liebe es handwerklich tätig zu sein, ja ich ‚mache‘ einfach gerne und bin aktiv. All das kann ich wunderbar in meinem Beruf als Architektin miteinander verbinden. Zudem vereise ich gerne und mache Sport – am liebsten gehe ich in die Berge.
Oft ist mein Alltag eng getaktet und da komme ich mit Kundalini Yoga am besten zur Ruhe, die Kombination aus auspowern und über die eigenen Grenzen hinaus gehen in Kombination mit Entspannung tut mir gut. Ja und seit meinem fünften Lebensjahr spiele ich Violine.
🐧 Was machst du in den Bergen? Wandern oder klettern?
🦓 Wandern! Da ist die Nähe Münchens zu den Alpen natürlich super. Am Klettern habe ich mich bisher noch nicht versucht.
🐧 Ich durfte mich mal auf einer Violine ausprobieren, mir wurde vorausgesagt, dass ich da keinen graden Ton drauf spielen könne. Als sich das für einen Versuch ganz passabel anhörte, war ich natürlich stolz. Bei welcher Gelegenheit spielst du Violine?
🦓 Bis vor ein paar Jahren habe ich im Orchester gespielt. Doch durch meinen unsteten Terminkalender und die vielen Reisen ist es nicht so einfach in der Gruppe zu spielen, deshalb spiele ich zurzeit nur für mich. Wer weiß, vielleicht gibt es bald mal eine Zuluu-Melodie 😉
🐧 Ja, unbedingt. Ich finde es klasse wie du zum Zebra Zuluu gekommen bist, ich kann vieles von dem was du mir darüber erzählt hast nachempfinden, weil es ein paar Parallelen zwischen Zuluu und Kalle gibt. Anderes hat sich auch komplett anders entwickelt. Jetzt frage ich aber einfach nur zu unserer Kalle Pinguin Kinderbuch-Geschichte, welches ist daraus dein Lieblings-Tier?
🦓 Das Zebra natürlich!
...und der Kalle! ...und der Elefant mit dem eingerollten Rüssel! ...und die kleine Schildkröte!
Die Illustrationen sind alle klasse und jedes Tier ist ganz besonders. Mich fasziniert, wie wir dieselben Tiere in unterschiedlicher Art und Weise illustrieren.