Interview-Partner: Sarah Settgast [Künstlerin]
🐧 Hallo Sarah, du liebst Kinderbücher, die 20er – aus diesem und aus dem letzten Jahrhundert – bist Autorin, Verlegerin, Illustratorin oder Designerin bzw. beides und Stilikone. Kurz du bist Künstlerin. Darf ich das so zusammenfassen?
🦋 Das darfst Du gern! – Ich bin außerdem noch Mutter von zwei tollen Kindern und glückliche Pudel-Besitzerin!
🐧 Ich fange mal mit den Kinderbüchern an, schließlich ist es das, was wir schon einmal auf jeden Fall gemeinsam haben. Wobei, zwei tolle Kinder wäre auch noch ein gemeinsamer Punkt.
Du hast deine Kinderbücher aber nicht einfach als Selfpublisherin herausgebracht, sondern gleich einen Verlag gegründet.
🦋 Eigentlich war das ganz anders … - Ich habe zuerst eigenständig mein erstes Kinderbuch „Das Mädchen und die kleine Wolke“, mithilfe von vielen lieben Menschen aus dem Social Media, herausgegeben.
Also ähnlich wie bei einem Crowdfunding, nur ohne Crowd und ohne Funding. - Ich hatte vor der Veröffentlichung zunächst über Facebook/Instagram einige Bücher verkauft und konnte auf diese Weise den Druck finanzieren.
So begann meine Geschichte … - Bei den Arbeiten an meinem zweiten Kinderbuch „Der Junge und die kleine Blume“ lernte ich zufällig meinen späteren Geschäftspartner Sven Slazenger bei einem 20er-Jahre-Picknick kennen und wir gründeten hernach bei unserem zweiten Treffen die „Deutsche Pappebuch Gesellschaft“ mit Sitz in Potsdam-Babelsberg.
🐧 Das heißt du hattest über social media erzählt, was du vor hast und konntest damit bereits so viele überzeugen, dass der Druck damit vorab finanziert war?
🦋 Genau, ich hatte den Leuten gesagt, dass sie das Geld zurückbekommen, wenn ich den Druck nicht finanzieren kann, d.h., nicht genug Bücher vorab verkaufen kann.
🐧 Was ist dir wichtig gerade an Kinderbüchern?
🦋 Inhaltlich ist es mir besonders wichtig, dass die Illustrationen bunt, vielfältig und inklusiv sind. Bücher sind für alle da und dies sollten sie auch widerspiegeln.
Qualitativ lassen wir unsere Bücher ausschließlich in der letzten Pappebuch-Fabrik in Deutschland bei Sachendruck in Plauen produzieren.
Unsere Bücher werden nach der Spielzeugnorm EN 71 produziert, sind beiß- und speichelsicher sowie mit ökologischen Toyfarben auf zertifizierten Karton gedruckt.
🐧 Dein dpg-Verlag – also die Deutsche Pappebuch Gesellschaft – hat so ein herrlich „alten“ Namen. Herrlich, weil der Name assoziiert, dass es diese Gesellschaft bereit 100 oder 200 Jahre geben müsste. Wie verlief die Namensfindung?
🦋 Also, „Deutsche“, weil wir ausschließlich in Deutschland produzieren lassen, „Pappebuch“, weil wir uns auf diese Art Buch spezialisiert haben, wobei wir auch Kooperationsprojekte für Firmen realisieren und digitale Angebote für deren richtigen Auftritt bieten. Und zuletzt „Gesellschaft“, was eigentlich ein Wortspiel ist, denn wir sind ein Zusammenschluss bzw. eine Gesellschaft, die sich zur Aufgabe gemacht hat, den Standort Potsdam-Babelsberg und das Handwerk in Deutschland zu unterstützen.
🐧 Was begeistert dich an den 20er Jahren?
🦋 1920-2020 - Ich finde, man sollte das, was man liebt, leben! – Ich mag, wie bei einer schönen Typographie, die Ästhetik dieser Zeit, die hochwertige Qualität der Kleidung, der Möbel sowie die Literatur, Musik und das Lebensgefühl jener Jahre. - Wobei natürlich in den 20er Jahren nicht alles golden war, doch auch dieser Teil der Geschichte ist sehr interessant.
Es gab damals diese besondere „Linie“, die man heute nur noch sehr selten findet. - Man hatte viel mehr Zeit und hat sie sich auch genommen. Die aufkommende Salon-Kultur mit ihrem ganz besonderen Charme ist ein gutes Beispiel hierfür.
🐧 Du hast ein Gespür für Schriftsetzer. Zumindest klang das so ein bisschen heraus in einem deiner Interviews. Du hast also nicht nur ein Faible für die 20er sondern für alte Typographie oder ist das ein allgemeiner Fokus auf die Zeit von vor hundert Jahren – hast du eine Idee woher das kommt?
🦋 Ich habe das große Glück, einen der besten Schriftsetzer Deutschlands an meiner Seite zu haben, Daniel Klotz von den „Lettertypen“ in Berlin-Adlershof.
Er ist bereits in der zweiten Generation gelernter Schriftsetzer und übt das Handwerk des Druckers aus.
Seine Firma verbindet, wie wir mit der „Deutschen Pappebuch Gesellschaft“, traditionelle handwerkliche Druckkunst mit modernster Technik. So nutzt Daniel einen Heidelberger Zylinder sowie eine Knebel Presse aus dem Jahr 1890.
Ich finde auch, dass die Typographie eine eigene Kunstform mit einer eigenen Ästhetik und eigenem Stilempfinden ist. - Ein Buch lebt und stirbt mit der Typographie. Es gibt einige Bücher, bei denen der Inhalt und die Illustrationen sehr schön sind, allerdings sind der Schriftsatz und die Typographie unbefriedigend.
🐧 Kannst du in ein paar Sätzen skizzieren was dich umtreibt, was deine Highlights sind in dem was du machst?
🦋 Mein derzeitiges Highlight ist auf jeden Fall die Zusammenarbeit mit Rolf Zuckowksi und die damit verbundene digitale Verlängerung unseres Pappebuches, denn wir bringen das Pappebuch zum Klingen! - Dank der von uns in Zusammenarbeit mit der Volucap in Potsdam-Babelsberg entwickelten App haben wir nun die Möglichkeit, Rolf als Hologramm auf dem von mir illustrierten Buch „Rolfs Liedergeheimnisse“ mit einer AR-Unterstützung in die Wohn- und Kinderzimmer zu holen. - Man kann so der Musik lauschen, da jede Buchseite sofort von der App erkannt und das jeweilige Lied abgespielt wird.
🐧 Mit AR ist „Augmented Reality“ gemeint, also in der App sieht man das Kinderzimmer und auf dem Handydisplay kommt Rolf Zuckowski ins Bild, als würde er dabei sitzen. Wer hatte die Idee und wie hat Rolf Zuckowski reagiert, als ihm das vorgeschlagen wurde?
🦋 Genau, AR bedeutet „Augmented Reality“, d.h., Rolf und ich erscheinen als Hologramm auf unserem Buch-Cover und begrüßen die Zuhörer/Zuschauer.
Die Idee dazu hatten wir schon bei der Entstehung unseres Verlages, und weil Rolf ein Mensch ist, der offen für Neues ist und gern Dinge ausprobiert und der Technik nicht abgewandt ist, hatte er dazu ebenfalls gleich Lust.
🐧 Hinter der Stilikone steckt eine private Person. Bist du privat ein etwas oder vielleicht ganz anderer Mensch?
🦋 Ich bin, wie ich bin … – Stilikone habe ich mich ja nicht selbst genannt, ich wurde von der Presse so bezeichnet.
Die private Person Sarah Settgast unterscheidet sich nicht von der öffentlichen: Ich bin eben einfach ich!
🐧 Das kann ich sehr gut so stehen lassen.
In Babelsberg befinden sich die Babelsberg Film Studios. Jetzt bietet sich dieser Gedanke vielleicht an, wenn du schon vor Ort bist, gibt es neben der digitalen Verlängerung auch die Überlegung deine Geschichten zu animieren?
🦋 Das wäre auf jeden Fall auch eine sehr schöne Idee!
🐧 Zu guter letzt die Abschlussfrage, auch wenn ich jetzt gar keine passende Überleitung habe. Welches ist dein Lieblings-Tier aus unserer Kalle Pinguin Geschichte?
🦋 TATSÄCHLICH IST MEIN LIEBLINGSTIER DER PINGUIN! - Ich habe ihn sogar mehrfach tätowiert und würde gern einmal zu den Pinguinen reisen.