Interview-Partner: Saskia Diederichsen [Illustratorin & Autorin]
🐧 Moin Saskia, du hast als Kind nicht am Tisch lesen dürfen, jetzt machst du das und gehst damit als gutes Beispiel voran. Für wen bist du das gute Beispiel?
🐒 Moin Lars! Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, ob es ein gutes Beispiel ist, am Essenstisch zu lesen. Eigentlich sollte der Fokus ja bei den Mahlzeiten liegen. Aber da ich morgens oft alleine frühstücke, wenn meine beiden Kinder (Junge 11 und Mädchen 8 Jahre alt …) auf dem Weg zur Schule sind und mein Mann nach der Nachtschicht schläft, ist so ein spannendes Buch eine ziemlich gute Gesellschaft. Bei den Familienessen bleiben Buch (und Smartphone!) zumindest meistens außer Reichweite 😉
🐧 Es ist noch nicht all zu lange her, dass du dein erstes eigenes Buch in den Händen gehalten hast. Was war das für ein Gefühl?
🐒 Das ist ziemlich fantastisch und fühlt sich irgendwie verrückt an. Wenn man monatelang an Texten (oder auch Illustrationen) arbeitet und das Buch letzten Endes in den Händen halten darf, ist man schon stolz, so etwas erschaffen zu haben.
🐧 Worum geht es in „Schneeflocken sind Küsse vom Himmel“, aber du hast es auf englisch betitelt „Snowflakes are kisses from heaven“. Ist dein Roman auf englisch?
🐒 Nein, der Roman ist auf deutsch. Da ich im Januar vor drei Jahren – als ich mit dem Schreiben des Romans anfing – oft über diesen Satz stolperte und er so gut zur Idee meiner Geschichte passte, habe ich beschlossen ihn so zu nennen. Zwischendrin war ich unsicher, ob ein englischer Titel okay ist, doch mir fiel auf, dass viele neue Bücher dieses Genres einen englischen Titel haben, also blieb es dabei.
🐧 Welches Genre ist dein Roman?
🐒 Es ist ein Liebesroman, der ein unerwartetes Happy-End hat. Traurig und schön und ich hoffe auch ein wenig lustig. Die Geschichte spielt im Hamburg unserer Zeit, aber vor allem um den Jahreswechsel 1949/1950 und es geht um eine junge Musikerin, die in dieser Zeit ihre große Liebe findet und wieder verliert … mehr will ich nicht verraten 😉
🐧 Jetzt hast du aber schon verraten, dass es ein Happy-End gibt, ist das nicht eigentlich schon zu viel verraten?
🐒 Jein – hat nicht (fast) jede Liebesgeschichte ein Happy-End? Und es kommt dann eben doch noch anders als erwartet. Also ob es ein Happy-End ist, muss wohl jeder selbst entscheiden 😉
Wer ist Frida Kirberg? (das ist dein Pseudonym, das habe ich verstanden, ich verwende für das Buch auch ein Pseudonym, auf amazon schreibt du deinen Klarnamen aber direkt mit die Autorenbeschreibung. Wozu das Pseudonym? Das steckt so etwas hinter der Frage)
🐒 Es ist ein Pseudonym, das ich mir eigens für diesen Bereich des Schreibens zurechtgerückt habe. Da ich sonst mehr im Kinderbuch unterwegs bin (illustratorisch aber auch im Hinblick auf das Schreiben von Geschichten), war es mir wichtig, eine visuelle Abgrenzung zu schaffen. Dennoch stehe ich dazu, dass ich hinter dem Buch stehe und das kommuniziere ich auch.
Frida war der Name meiner Uroma, Kirberg eine Abwandlung des Geburtsortes meines Mannes.
🐧 Deine Finger setzt du aber nicht nur zum Tippen ein, du hast ein Feingefühl ein tolles Auge und beides setzt du ein, um super tolle Zeichnungen / Bilder ein Leben einzuhauchen. Du bist Illustratorin.
🐒 Ja, richtig. Eigentlich bin ich auch Grafikdesignerin und in diesem Bereich schon seit 10 Jahren selbstständig. Nur irgendwie fehlte mir da immer die kreative Freiheit, war lange unzufrieden und versuchte, eine neue Orientierung zu bekommen. 2017 – als auch das Schreiben von Texten wieder begann – stolperte ich endlich über einen Onlinekurs, um Illustratorin zu werden. Ich weiß gar nicht, warum ich nie früher darauf gekommen war – Bücher haben immerhin einen großen Anteil in meinem Leben. Ich glaube, ich habe schlichtweg nicht geglaubt, dass ich so etwas könnte. Als ich dann begann, auf Instagram die Vielfalt an Illustratoren und ihren Werken zu entdecken, war ich wie elektrisiert und mein Ziel klar. Ich wollte illustrieren und schreiben. Und in diesem Jahr durfte ich mich schon über zwei Veröffentlichungen mit meinen Illustrationen freuen und weitere sind unterwegs.
🐧 Wie entstehen deine Bilder?
🐒 Ich arbeite überwiegend digital. Sowohl Skizzen, wie auch ausgearbeitet Illustrationen entstehen am Grafik Tablett mit Photoshop. Selten zeichne ich auf Papier vor, dabei bewundere ich die Kreativität ausgefeilter Skizzenbüchern. Doch dieses Medium lähmt mich irgendwie, oft gefällt mir nicht, was ich sehe.
Hintergründe und Strukturen füge ich gerne mal über den analogen Weg ein, indem ich zunächst mit Aquarellfarben experimentiere. Gerne male ich jedoch zur Entspannung „Originale“ in Aquarell (zu diesem Medium biete ich auch Workshops für Anfänger an), Bleistift oder Acrylfarben.
🐧 Wie und wo bietest du die Workshops an?
🐒 Es sind Präsenz-Workshops, wie es heute so schön heißt. Im Moment natürlich seltener und nur mit Einhaltung der Abstands- und Hygieneregeln. Diese finden dann meist in einer Töpferei in unserem Dorf statt oder auch mal an der Schule oder privat, wenn ich angefragt werde.
🐧 Auf deinem Instagram Account habe ich ein paar Pinguine entdeckt. Ich weiß gar nicht, war 2018 das Jahr des Pinguin, schließlich ist da Kalle ebenfalls in dem Jahr in die Öffentlichkeit getreten. Wie findest du Pinguine?
🐒 Pinguine sind klasse. Teamplayer, treu, unter Wasser olympiareife Schwimmer und an Land etwas tollpatschig. Ich mag sie sehr – wie eigentlich alle Tiere, die irgendwas Tapsiges an sich haben. Alle Arten von Bären zum Beispiel oder Nagetiere wie Hamster und co.
🐧 Es gibt eine schöne Geschichte, ich habe sie von Eckart von Hirschhausen auf YouTube einmal entdeckt, das „Pinguin-Prinzip“ oder „Mache es wie der Pinguin! finde dein Element“. Er spricht vom Pinguin, der beim ersten Anblick aussieht wie eine Fehlkonstruktion, doch wenn der Pinguin im Wasser ist, dann hat er auf einmal mega Fähigkeiten. Das geht genau in deine beschriebene Richtung.
🐒 Stimmt! Guter Vergleich.
Mit dem Süden hast du aber ehr nichts zu tun, du kommst aus dem Norden.
🐒 Stimmt – ich bin eine norddeutsche Deern und das schon mein ganzes Leben lang. Wir leben hier im äußersten Norden Deutschlands, unweit von Flensburg und der dänischen Grenze. Tatsächlich lebe ich sogar in meinem Elternhaus, das mein Mann und ich vor 15 Jahren übernommen haben – mit großem Garten (der noch größer sein könnte! Ich liebe Blumen …) und der Familie ganz in der Nähe. Zur Förde sind es von uns mit dem Auto nur ca. 15 Minuten – was wir viel zu selten machen. Und wenn, dann im Frühjahr, Herbst oder Winter. Ich finde Strandbesuche im Sommer sterbenslangweilig und vieeeeel zu heiß.
Die Nähe zu Dänemark hat mir vor vielen Jahren auch die Chance ermöglicht, meine Grafikdesign-Ausbildung im Nachbarland zu absolvieren. Mit holprigen Dänischkenntnissen wohlgemerkt. Heute gehöre ich der dänischen Minderheit an und meine Kinder besuchen eine dänische Schule in Deutschland und werden so zweisprachig groß.
🐧 Aber wenn du Norddeutsche bist, dann ist dein Mann ein Däne?
🐒 Nein, wir kommen alle aus Angeln, der Region hier in Norddeutschland. Dänische Wurzeln will ich bei meinen Ahnen (und besonders hier in der Gegend mit der Grenzverschiebung vor 100 Jahren) nicht ausschließen.
🐧 Und die Zweisprachigkeit ist dann deutsch und dänisch oder deutsch und plattdeutsch?
🐒 Deutsch und dänisch. Plattdeutsch nur bei Gelegenheit 😉
🐧 Dann seit ihr einfach dänisch Fans. Aber du hast etwas mit plattdeutschem Theater zu tun?
🐒 Ich nix. Mein Sohn hat zweimal bei einem Theaterprogramm auf Plattdeutsch mitgemacht, worauf ich natürlich ganz stolz war. Es ist ja immerhin die Sprache meiner Großeltern. Das wollte ich mit dem Plakat ausdrücken und es den ehrenamtlichen Organisatoren schenken.
🐧 Sprichst du mehrere Sprachen?
🐒 Ja, mittlerweile gutes Dänisch. Ist also doch was hängen geblieben 😉 Englisch natürlich auch, wenn es auch ein wenig eingerostet ist.
🐧 Hast du Kunden im Ausland?
🐒 Nicht wirklich. Als Grafikerin helfe ich manchmal einem dänischen Konzern aus, wenn es um die Erstellung von Anzeigen geht. Als Illustratorin steht die Akquise bei dänischen Verlagen noch auf meinem To-Do-Zettel. Da ist also noch ganz viel Luft nach oben.
🐧 Ich weiß nicht wie viele hier mit lesen, die entweder aus einer dänischen Firma sind oder vielleicht Kontakt zu einer haben. Sollte jemand Interesse haben…
Wenn du das Illustrieren und Schreiben quasi erst vor kurzem für dich entdeckt hast, dann hast du sicherlich einmal etwas anders gelernt.
🐒 Eigentlich habe ich schon als Kind gezeichnet und geschrieben. Da mein anderes Steckenpferd jedoch Sprachen waren, habe ich eine Ausbildung zur Industriekauffrau gemacht. Hatte jedoch nicht wirklich was damit zu tun und war auch ziemlich langweilig. Ein Jahr nach der Ausbildung habe ich dann mein Grafikdesign-Studium in Dänemark begonnen. Danach Arbeit in einem sehr kleinen Verlag, dann 10 Jahre selbstständig. Ging alles ineinander über …
🐧 Du hast also bereits als Kind Spaß am Zeichnen gehabt!
🐒 Ja. Ich habe fast immer gemalt und gezeichnet. Wollte sogar Kunst studieren, das war meinen Eltern jedoch zu „brotlos“ – der Klassiker halt.
🐧 Die Diskussionen kenne ich von meinem zu Hause. Wenn du dir einen Kunden oder Auftraggeber wünschen könntest, welcher wäre das?
🐒 Einen Wunschkunden habe ich schon mit WooW-Books. Ich liebe deren Bücher und durfte gerade ein Projekt für sie gestalten (erscheint Anfang 2021, meine ich) ☺️
🐧 Das warten wir dann einfach mal ab.
Andere Traumkunden wären Oetinger, cbj, Arena … viele Kinderbuchverlage halt, bei denen ich hoffe, nicht nur meine Illustrationen anbieten zu können.
🐧 Hast du ein Lieblingstier, das du am liebsten zeichnest?
🐒 Bären, glaube ich. Die sind so knuffig. Und Giraffen. Affen würde ich gerne mehr zeichnen.
🐧 Und welches ist dein Lieblingstier aus unserer Kalle Pinguin Kinderbuchgeschichte?
🐒 Mmh, die sind alle schon echt süß. Ich glaube aber die Giraffe. Die Vorstellung, dass Giraffen Fisch essen sollten (und - oh, schreck - im Hals stecken bleibt!), ist schon echt lustig.