Interview-Partner: Steffen Lehmann [Verleger]
Heute darf ich zu Ehren von Zdeněk Miler, der heute einen sehr runden Geburtstag gefeiert hätte, mit einem Verleger sprechen, der ihn persönlich gekannt hat. Zudem ist das gleichzeitig das 50. Interview. Moment, das habe ich doch schon letzte Woche geschrieben. Stimmt, allerdings hätte das in der letzten Woche 50. Begegnung heißen müssen, denn ein Beitrag in dieser Reihe war eine Bloggeraktion, die ausschließlich auf instagram und facebook stattgefunden hat - korrekt hätte es letzte Woche heißen müssen, 50. #begegnung und heute folgt nun das 50. Interview zum 100. Geburtstag von Zdeněk Miler. Wie, du weißt eventuell nicht wer das ist, na, anhand des Bildes und der nächsten Zeilen wirst du merken, dass du vielleicht nicht ihn, aber sicherlich eines seiner Werke kennst. Es ist also ein kleines Gedenken an den Kindergeschichten Erfinder, das Interview habe ich mit Steffen Lehmann geführt, der die Kinderbücher vom kleinen Maulwurf und andere Schätze verlegt.
🐧 Hallo Steffen Lehmann, heute am 21.02.2021 wäre Zdeněk Miler 100 Jahre geworden. Ich denke alle „Sendung mit der Maus“ Fans könnten Zdeněk kennen, zumindest seine Figur „der kleine Maulwurf“ mit seinen Geschichten ist sehr vielen gut bekannt. Du hattest die Gelegenheit Zdeněk persönlich gekannt zu haben. Was habt ihr heute noch mit dem kleinen Maulwurf zu tun?
📚 Unsere Nische ist die osteuropäische Kinderliteratur und uns war klar, da gehört natürlich der kleine Maulwurf dazu. Wir nahmen Kontakt auf zu Zdeněk Miler. Der Titel „Der Maulwurf ging auf Reisen“ war rechtlich für uns zugänglich und so war unser erster Maulwurf-Titel geboren. Die Zusammenarbeit lief sehr gut, wir einigten uns mit Miler und seither verlegen wir seine Bücher. Hauptsächlich Maulwurf, aber auch etliche andere von ihm illustrierte Bücher.
🐧 Wann war das?
📚 Seit 1993 wühlt sich der kleine Maulwurf durch unser Programm.
🐧 Was ist deine prägendste Erinnerung an den Autor und Künstler Zdeněk?
📚 Die persönlichen Begegnungen mit Miler waren immer Höhepunkte in meiner verlegerischen Tätigkeit. Es hat immer Spaß gemacht mit ihm zu arbeiten, er war freundlich, kultiviert, bodenständig, einfach ein wirklich sehr netter Mann.
Er war Kindern sehr zugewandt, konnte sich gut in sie hineinversetzen.
Was seine Arbeit betraf, war er äußerst perfektionistisch und bestimmt in den Überlegungen zu seinen Büchern.
🐧 Alexander Gerst (Astronaut) hat auf seiner ISS Mission die Maus und den Elefanten als Kuscheltier dabei. Das hat er sich dann wohl bei dem Astronauten Andrew Jay Feustel abgeschaut, er hatte einen kleinen Maulwurf als Kuscheltier auf einer Mission mit der Endover dabei. Auf diese kleine Geschichte bin ich zufällig gestoßen.
Woher kommen diese Geschichten, dürft ihr in Zdeněks Namen neue Themen aufmachen oder hat er eine gewisse Anzahl an Geschichten hinterlassen?
📚 Mit Abstimmung der Erben haben wir auch neue Bücher herausgebracht.
🐧 Nun möchte ich aber zu eurem Verlag kommen. Der kleine Maulwurf ist sicher nicht das Einzige was ihr im Sortiment habt. Was ist euer Verlags Spezialgebiet?
📚 Unser Spezialgebiet ist die osteuropäische Kinderliteratur. Einige Klassiker sind die Wolkow-Bücher („Zauberer der Smaragdenstadt“), Alfons Zitterbacke von Holtz-Baumert, viele kennen auch den „Ameisenferdinand“ von Sekora und die Abenteuer der lustigen Gesellen von Eno Raud.
🐧 Was sollt man noch zu eurem Verlag wissen?
📚 Ich habe vorher bei der Auslieferungsfirma LKG Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft gearbeitet, hatte also schon was mit Büchern zu tun. Zur Wende merkten wir (wir waren zu fünft, alle aus dem LKG Umfeld), dass sich viele auf westdeutsche Literatur „gestürzt“ haben. Wir wollten die osteuropäische bewahren, so kam die Idee der osteuropäischen Kinderbuchklassiker und um Rechte verwerten zu können, braucht man einen Verlag, so kam es zur Gründung.
Der Gründungsname sollte eigentlich „Leipziger Buchhandels- und Verlagsanstalt“, dass „Leipziger“ wurde uns damals vom Registergericht nicht gestattet. Wir hätten nachweisen müssen, dass wir die größte Verlagsanstalt in Leipzig sind. Konnten wir nicht. Abends bei einem Bierchen sind wir dann auf leiv (lei – Leipzig, v – Verlag) gekommen und nannten uns „leiv Leipziger Buchhandels- und Verlagsanstalt“, was uns dann kurioserweise gestattet wurde.
Seit Anfang der 2000er Jahre sind wir „leiv Leipziger Kinderbuchverlag GmbH“
🐧 Wie hat sich das ergeben, dass ihr euch auf osteuropäische Kinderliteratur spezialisiert habt?
📚 Wie oben schon ein bisschen beschrieben, wir haben zu der Zeit das Gegenteil von allen andern gemacht.
Unsere Bücher wurden gut angenommen, und so entwickelte es sich immer weiter, es ist unsere kleine Nische, wir „kramen“ auch gerne herum, um Titel wieder zu veröffentlichen, welche sonst in Vergessenheit geraten.
🐧 Aber ihr seit auch für Autoren aus anderen Regionen offen.
📚 Das sind wir.
🐧 Ihr sitzt in der Büchermetropole Leipzig. Birgt die Nähe zur Buchmesse irgendwelche Vorteile?
📚 Ein Vorteil ist natürlich, dass man wahnsinnig viele tolle Veranstaltungen besuchen kann während der Messe und danach einfach nach Hause gehen kann und nicht im Hotel schlafen muss.
🐧 Unsere obligatorische Schlussfrage, welches ist dein Lieblings-Tier aus unserer Kalle Pinguin Geschichte?
📚 Auf jeden Fall der Elefant, es ist zwar eine Nebenfigur, sieht aber besonders aus 😊