Interview-Partner: Thomas Pauly [Inhaber der Kinderbuchhandlung Tatzelwurm]
🐧 Hallo Thomas, Tatzelwurm ist ein Kinderbuchladen, gibt es bei euch nur Kinderbücher?
📚 Natürlich gibt es bei uns auch Bücher für Erwachsene, das ist aber nur ein kleiner Teil, etwa ein Viertel vielleicht. Dies sind in der Regel aktuelle Belletristik und Kriminalliteratur, ein paar Kochbücher und einige Regionalia. Neben den Büchern gibt es aber auch Spielzeug und sogenannten Schnickschnack: vom Gesellschaftsspiel über's Kuscheltier bis zum Pupskissen.
🐧 Wo findet man euch?
📚 Die Buchhandlung befindet sich schon immer im Frankfurter Nordend, dort ist sie seit 1978 insgesamt dreimal umgezogen.
🐧 Also gar nicht in den französischen Alpen, der Heimat des Fabeltiers Tatzelwurm. Ein ungewöhnlicher Name für einen Buchladen, oder?
📚 Warum die Buchhandlung jetzt Tatzelwurm heisst, das ist leider nicht mehr so ganz herauszufinden, da die damaligen Gründer und Namensgeber nicht mehr greifbar sind. Es scheint aber einfach so zu sein, dass der Name gut gefallen hat und für eine Kinderbuchhandlung passend erschien.
🐧 Kennst du alle Bücher aus deinem Laden?
📚 Da unser Sortiment überschaubar ist, kenne ich schon alle Bücher in unserem Laden. Gelesen habe ich diese aber natürlich nicht alle, aber speziell ausgesucht haben wir jedes einzelne.
🐧 Ich habe durch das Herausbringen unseres Kinderbuches gelernt, dass mehrere hundert, wenn nicht tausend Kinderbücher im Jahr neu veröffentlicht werden, von Verlagen und natürlich auch immer mehr Selfpublisher. Wie bewältigt ihr die Flut der Bücher?
📚 Das geschieht auf den vielfältigsten Wegen. Neben den regelmäßigen Besuchen von Verlagsvertretern in unserem Laden sind das der rege Austausch mit Mitgliedern unserer Genossenschaft - wir sind Mitglied der eBuch -, Kundenempfehlungen, Nominierungslisten von Buchpreisen, Rezensionen in den einschlägigen Medien, Verlagsprospekte, soziale Medien usf... Wir machen uns aber nicht verrückt, dass wir einen Titel verpassen könnten. Auf Grund der begrenzten Regalfläche können bzw. müssen wir uns auf die Highlights beschränken. Zumal sich die Verlagsprogramme doch zuweilen als sehr deckungsgleich erweisen. Man hat das Gefühl, alle kupfern voneinander ab. Die große Neuheitenflut relativiert sich somit stark.
🐧 Auf der anderen Seite soll wohl das Lesen im Allgemeinen aber auch das Vorlesen immer mehr abnehmen. Deckt sich das mit eurer Wahrnehmung oder ist die Lage bei euch eine andere?
📚 Leider ist unsere Wahrnehmung eine ähnliche, auch wenn sich das in unserem bürgerlichen Kiez recht moderat auswirkt. Kinder und Jugendliche haben heutzutage oft ein eng getaktetes Freizeitprogramm, dass vor allem aufgrund der digitalen Medien den Raum fürs Lesen stark einschränkt. Dies gilt aber auch für andere Aktivitäten wie Sport und Gesellschaftsspiele.
🐧 Was liest du privat, das werden sicherlich nicht nur Kinderbücher sein oder spielen privat Bücher eher eine untergeordnete Rolle?
📚 Zuhause lese ich eigentlich kaum Kinderbücher, außer wenn ich den Neffen oder Nichten etwas vorlese. Um unser Ladensortiment zu entwickeln werden natürlich eine Menge Kinder- & Jugendbücher von uns zumindest zum Teil gelesen bzw. angelesen.
Privat hingegen bin ich ein intensiver Leser von anspruchsvoller Kriminalliteratur, aber ansonsten an vielem interessiert und nicht speziell festgelegt. Ich kann allerdings sagen, dass etwa Fantasy-Literatur so gar nicht an mich herangeht.
🐧 Welches sind die letzten drei Krimis die du gelesen hast?
📚 Zur Zeit lese ich: „Sigrid Ødegårds Reise nach Amerika“ von Derek B. Miller, davor waren es „Meine Schwester, die Serienmörderin“ von Oyinkan Braithwaite und „Die Alte“ von Hannelore Cayre und von James Lee Burke „Mein Name ist Robicheaux“. Alles Volltreffer.
🐧 Hast du einen Krimi, den du immer wieder liest oder einen der dir als sehr gelungen im Kopf geblieben ist?
📚 Ein Buch nochmals zu Lesen, dafür fehlt eigentlich die Zeit... Ich könnte mir vorstellen die Thriller von Ross Thomas mit auf die Insel zu nehmen, wenn ich mich denn entscheiden müsste. Da bin ich mit Jörg Fauser einer Meinung: der beste Thriller-Autor ever.
🐧 Ist man als Buchhändler ein „besserer“ Autor?
📚 Buchhändler haben nach meiner Meinung überhaupt nichts auf dem Feld der Autoren verloren. Ein Buchhändler ist in erster Linie jemand, der sich in der Welt der Bücher auskennt, aber nicht in der Welt des Schreibens. Er ist ein erfahrener Esser und steht nicht in der Küche, um eine Analogie zu bemühen.
Wir sind eher Vermittler und Helfer beim Aufspüren von Literatur, etwa zur geistigen Bildung oder zur bloßen Unterhaltung. Die Frage, die sich der Buchhändler im Arbeitsalltag stellt, ist: Welche Bücher gibt es, und wie finden sie einen Leser und umgekehrt.
Die kreative Tätigkeit des Buchhändlers erschöpft sich darin, Bücher auszuwählen und zu präsentieren und dabei ist die von uns getroffene Auswahl eher eine pädagogische oder persönliche, als eine kreative. Daher gibt es im Tatzelwurm eigentlich nur Bücher, die uns (wir sind zu dritt, 2 Buchhändlerinnen und der Inhaber) gefallen, oder die wir wichtig finden. Wir versuchen also nicht einen fiktiven Kundengeschmack zu treffen, sondern das zu präsentieren, was wir für gut und richtig erachten.
🐧 Das klingt nach einem leidenschaftlichen Buchhändler, ist das dein Traumberuf?
📚 Nein, mein Traumberuf ist das sicherlich nicht. Als studierter Soziologe und Theater-, Film- und Medienwissenschaftler sind mir die visuellen Medien zugänglicher als das Buch. Doch meine Bewerbungen an Film- & Kunsthochschulen vor 30 Jahren waren nicht mit Erfolg gekrönt. Aber was nicht ist, kann immer noch werden.
🐧 Ich habe mir zumindest einen kleinen Traum erfüllt, ich wollte etwas für die tollen Tiere von Jenna schaffen, ergeben hat sich das nun im Form unseres Kinderbuches.
Die Überleitung zu unserem Kinderbuch nur, um dich noch zu fragen was dein Lieblings-Tier aus DIE NOT IST GROSS, EINER MUSS LOS ist?
📚 Der Elefant.