#begegnungen - Berit

Interview-Partner: Berit [Audio-Bloggerin]

🐧 Hallo Berit, du betreibst so etwas wie einen Audio-Blog, nein, eine Vorleseseite, nein, ein PodCast – wie würdest du das selber beschreiben?

🐦 Ich sage immer, es ist ein Podcast, und der Bücherspatz ist ja auch auf den üblichen Podcast-Plattformen zu finden.

🐧 Wonach suchst du deine Bücher aus, die du vorliest?

🐦 Da gibt es keinen Kriterienkatalog. Das hat mehr mit Gefühl zu tun. Die Geschichten müssen mich ansprechen, etwas in mir berühren. Außerdem müssen sie sich gut vorlesen lassen. Und sie müssen sich dazu eignen, dass die Zuhörer, also die Kinder, in den Geschichten „versinken“ können. Ich habe mit meiner vierjährigen Tochter eine hervorragende Testhörerin zu Hause. Wenn sie bei den Geschichten zur Ruhe kommt und sich entspannt, weiß ich, dass die Geschichten wirklich gut sind.

🐧 Wächst dein Blog mit deiner Tochter mit, werden das jetzt mit der Zeit immer mehr Bücher für größere Kinder werden oder musst du nur um deine beste Testzuhörerin fürchten?

🐦 Gute Frage. Darüber habe ich bisher noch nicht wirklich nachgedacht. Aber ich habe ja grundsätzlich Bücher im Podcast, die so grob für Vier- bis Siebenjährige passen. Da kann meine Lütte noch eine Weile als Testhörerin fungieren. Und dann schaue ich weiter.

🐧 Wie bist du auf unsere Kalle Pinguin aufmerksam geworden?

🐦 Wenn ich mich richtig erinnere, habt eher Ihr mich gefunden 😉 Kalle Pinguin ist mir auf Instagram gefolgt, und ich habe dann geschaut, wer das denn eigentlich ist. Ich fand den Pinguin und Euren Auftritt so sympathisch, dass ich Euch gefragt habe, ob ich Kalle auch im Bücherspatz vorstellen und vorlesen darf.

🐧 Das war mir gar nicht bewusst, aber stimmt, das war glaube ich im Zusammenhang mit biendeskinderbuchmesse auf instagram.

Du bist Radiosprecherin. Was magst du noch von dir erzählen?

🐦 Ich liebe fremde Welten nicht nur in Büchern, sondern auch im wirklichen Leben und deshalb verreise ich wahnsinnig gerne. Ich war schon in Argentinien und Australien, in Indien und Namibia. Ebenso in vielen, vielen europäischen Ländern. Am liebsten ist es mir immer, wenn das Meer irgendwo in der Nähe ist. Zuhause bin ich am Stadtrand von Hamburg. Mit meinem Mann, meinen beiden Kindern und unserem Hund. Und in einer Stunde bin ich an der Ostsee, meinem zweiten Zuhause.

🐧 Die Nordsee ist nicht so dein Ding?

🐦 Ich mag die Nordsee schon auch, vor allem die nordfriesischen Inseln. Aber wenn ich zwischen Nord- und Ostsee für ein paar Urlaubstage entscheiden kann, dann wird es immer die Ostsee 

🐧 Wie bist du auf die Idee mit dem Bücherspatz gekommen – also einmal zu dem Vorlesen aber auch zu dem Namen?

🐦 Seit ich Mama bin, komme ich nicht nur nicht mehr so zum Reisen in ferne Länder, ich komme auch nur noch höchst selten dazu, selber zu lesen. Aber zum Vorlesen. Schon meinem großen Sohn habe ich viel vorgelesen. Er hat das geliebt! Und heute ist unser Nesthäkchen meistens schwer enttäuscht, wenn ich sage, nach der nächsten Geschichte machen wir dann mal Schluss. Meistens habe ich dann schon eine gefühlte Ewigkeit vorgelesen.

Irgendwann sagte mein Mann mal so halb im Spaß: „Du musst da mehr draus machen.“ Zu der Zeit habe ich auch oft gesagt, ich würde so gerne mal wieder professionell sprechen. Meine Radiozeit war da schon eine ganze Weile her. So kam dann eins zum anderen.

Tja, und der Name. Er sollte eingängig sein, irgendetwas mit Buch oder Büchern sollte vorkommen, und es durfte ihn natürlich noch nicht geben. Ich hatte verschiedene Ideen, aber irgendetwas passte immer nicht. Irgendwann, völlig unabhängig von der Namenssuche, habe ich einer Freundin erzählt, dass mein Opa mich früher immer Spatz genannt hat. Ich habe mich sehr mit diesem Kosenamen identifiziert. So sehr, dass ich ein bisschen eifersüchtig war, als mein Mann mal über unsere Tochter sagte: „Was für ein Spatz.“ Denn Spatz – das war doch ich! Na ja, und als ich dieser Freundin das so erzählte, war mir auf einmal klar: Der Podcast heißt Der Bücherspatz.

🐧 Das passt ein bisschen die Namensfindung von Kalle dazu. Als ich an den ersten Zeichnungen saß war die Terreassentür offen und Nachbars Kater streifte schnurrend an meinen Beinen. So habe ich seinen Namen für unseren Pinguin übernommen.

Du beschreibst Vorlesen gern mit Bildern. Du hast es selber als Kind geliebt, wenn die vorgelesenen Worte deine Fantasie beflügelt haben. Meinst du, dass du dieses Erlebnis in den Kindern von heute wecken kannst?

🐦 Ich hoffe es jedenfalls sehr. Und zumindest bei meinen Kindern kann ich auch mit Sicherheit sagen, dass es so ist. Auch das Feedback, das ich von den Podcast-Hörern bekomme, klingt sehr danach. Eines zum Beispiel war: „Es ist immer total süß, wie die Jungs da auf der Couch liegen und so völlig versinken. Also vielen Dank für diese wunderschönen Geschichten!“

🐧 Ist das Anregen der Fantasie durch vorgelesene Worte noch zeitgemäß, immerhin kann man heute mit ganz viel Filmtechnik, Animation viel mehr abbilden als noch in den 80er Jahren?

🐦 Ich glaube, es geht um noch viel mehr, als nur um das Anregen der Fantasie. Es geht auch darum, den Kindern bewusst Auszeiten zu schaffen von all den Stimuli, denen sie ja mehr oder weniger permanent ausgesetzt sind. Einfach mal entspannen, runterkommen, sich ausruhen. Das funktioniert mit dem Vorlesen von Geschichten hervorragend.

🐧 Genau so. Das Vorlesen selber, die Geschichten liefern natürlich auch Reize, aber sie wirken sich ganz anders als bewegte Bilder aus. Ich habe eigentlich ein Bilderbuch geschaffen, es ist auch etwas Text dabei, darum stimmt das nicht ganz mit der Fantasie allein durch Worte. Wie wichtig sind Bilder in Kinderbüchern oder lenken die Bilder eher von der Geschichte ab, sollte man besser nur vorlesen?

🐦 Ganz grundsätzlich gilt ja: Je kleiner die Kinder, umso mehr Bilder, weil man sie ja über die Bilder erstmal an die Bücher heranführt. Tja, und bei den Vorlesebüchern? Da nehme ich jetzt mal die Juristen Antwort: „Es kommt darauf an.“ Und zwar auf jedes einzelne Kind. Inwieweit es schon in der Lage ist, eine Geschichte zu erfassen. Das ist ja von Kind zu Kind total unterschiedlich. Bilder können ja aber sowieso nur wirken, wenn das Kind beim Vorlesen eine Chance hat, ins Buch zu schauen. Also, wenn ich als Vorlesende nur einem Kind oder einer ganz kleinen Gruppe von Kindern vorlese. Bei einer größeren Gruppe – oder eben auch im Podcast oder Hörbuch – muss ich als Vorlesende es schaffen, mit meiner Stimme und meinem „Spiel“ die Kinder in die Geschichte zu ziehen. Ihnen also die Bilder in den Kopf zu zaubern 😉

🐧 Mir war es zwar immer schon irgendwie bewusst, aber durch unser Kinderbuch bin ich noch einmal explizit darauf gestoßen worden, Lesen oder wie es so schön neu heißt, die Lesekompetenz ist der beste Zugang zur Bildung. Und das Lesen beginnt eben genau mit dem Vorlesen, die Vorleser:innen sind Vorbilder, vorlesen fördert den individuellen Wortschatz, Vorlesen macht wissbegierig und neugierig darauf selber lesen zu können und so weiter. Hast du das Gefühl, dass noch genügend vorgelesen wird?

🐦 Wenn ich mich in meinem persönlichen Umfeld umschaue, dann schon. Aber ich kenne natürlich auch die Vorlesestudien der Stiftung Lesen, in der zum Beispiel im vergangenen Jahr stand: „Rund 32 Prozent aller Eltern in Deutschland lesen ihren Kindern im Vorlesealter von zwei bis acht Jahren zu selten oder nie vor. Dieser Wert hat sich seit 2013 nicht verändert.“

🐧 Für deinen Bücherspatz habe ich unsere Kalle Geschichte im mittleren Teil, in dem ich ein paar Interaktionen eingebaut habe, umgeschrieben. Beim PodCast sind Interaktionen etwas schwierig. Bist du eher textgetreu, wenn deinem oder auch anderen Kindern vorliest oder schweifst du gerne mal ab?

🐦 Ich lese ziemlich textgetreu. Das Abwandeln oder gar Ausdenken von Geschichten liegt mir nicht so wirklich. Da ist meine Tochter kreativer 🙂 und mein Mann auch.

🐧 Eigentlich bist du Radiosprecherin, wo konnte man dich hören?

🐦 Das war bei Radio Bremen, ist aber tatsächlich schon etliche Jahre her. Danach habe ich lange in der Kommunikationsbranche gearbeitet.

🐧 Ich möchte noch mal deine Reisen aufgreifen – schließlich ist Kalle auch gut unterwegs. Wenn du in ferne Länder gereist bist, was interessiert dich an deinen Zielen?

🐦 Die Menschen, die Natur, die Kultur – wie so ein Land oder so eine Region „tickt“. Letztendlich versuche ich da ebenso einzutauchen wie in gute Geschichten. Ich kann dazu auch durchaus stundenlang in einem Café im Park sitzen und schauen, was sich wie um mich herum tut.

🐧 Kalle hatte einen Auftrag auf seine Reise mitbekommen, herauszufinden wie andere Tiere leben, die nicht von Schnee und Eis umgeben sind. Auf seinem Weg trifft er zahlreiche andere Tiere, welches davon ist dein Lieblings-Tier?

🐦 Das ist die Giraffe.