Interview-Partner: Fritzi Bender [Klinikclown, Autorin & Co.]
🐧 Hallo Fritzi, heute nehme ich die erste gute Nachricht einmal vorweg, du bist heute beim Interview mit einem Pinguin. Was sind die anderen beiden guten Nachrichten des Tages?
🦉 Hallo Lars! Wie schön, das finde ich toll selber einmal eine gute Nachricht sein zu dürfen.
Heute, also an dem Tag an dem ich das hier gerade schreibe, da habe ich diese 2 guten Nachrichten:
Die Mangrovenwälder an der Küste Brasiliens sollten wirtschaftlich genutzt werden. Durch ein Gerichtsurteil bleiben die Mangroven nun aber doch geschützt. Das ist gut, finde ich... das bringt mich dann direkt zur zweiten guten Nachricht, nämlich ist es gut, dass es bei uns gerade so viel regnet – denn es regnet klimawandelbedingt ansonsten definitiv viel zu wenig, deshalb wäre es vielleicht eine gute Idee, sich jetzt einfach immer zu freuen, wenn es regnet, denn nur mit ausreichend Regen können wir unsere Bäume hier auch gesund erhalten.
🐧 Das mit dem Regen geht noch viel tiefer. Bei uns fangen Konzerne an das Grundwasser abzupumpen, was schon durch ausbleibenden Regen immer weniger wird. Sobald es ein knappes Gut wird, können Konzerne daran richtig gut Geld verdienen. Aber wir bleiben lieber bei guten Nachrichten.
Eigentlich sind es 3+3 gute Nachrichten, die du mit Vera zusammen im PodCast verbreitest. Also gerne kannst du noch drei weitere gute Nachrichten schreiben oder einfach mal schreiben warum ihr das macht.
🦉 Dann erzähle ich einfach mal wie das war 🙂
Am Anfang der Corona Zeit haben Vera (@vera.passy) und ich telefoniert und ich habe relativ beiläufig gesagt, dass ich Lust hätte, einen Podcast zu machen und Vera hat prompt geantwortet „Wie wäre es mit guten Nachrichten?“ und dann mussten wir beide herzlich lachen und als wir damit fertig waren, fanden wir die Idee genial. Wir stellten nämlich kurz fest, dass wir beide nicht so gerne die regulären Nachrichten hören, weil diese oft so bedrückend sind, zudem kann man meist ja nichts dagegen tun und es fehlen eben oft auch einfach die guten Nachrichten... da wollten wir für uns und die anderen, denen es auch so geht, etwas entgegensetzen. So war der Podcast auf der Welt. Und natürlich brauchten wir noch „a little help from our friends“, denn wir müssen das ja auch getrennt aufnehmen und es muss geschnitten und hochgeladen werden, da haben wir zwei tolle Helfer.
Wir sind zudem wirklich immer wieder erstaunt, wieviel Gutes geschieht, wenn man den Focus mal darauf legt. Mit einer positiven Haltung, ist man dann ja auch tatkräftiger – schlechte Nachrichten können einen einfach auch sehr lähmen…
Unsere guten Nachrichten „Vera und Fritzi, 3+3=6 gute Nachrichten“ gibt’s bei Podigee, Apple Podcast, Audible und Co für Umme auf die Ohren - jeden Montag ab 6h früh – kurz und knackig, zwischen 10 und 15 Minuten sind unsere Folgen kurz...
🐧 Darf ich einmal zusammenfassen was du so alles machst: Gute Laune verbreiten.
Jetzt bist du dran, erzähl doch einmal mit welchen Hilfsmitteln du diese gute Laune unter die Menschen bringst.
🦉 Ah, gute Laune verbreiten. Ich habe mich immer schon gefragt, wie man das, was ich tue, auf den Punkt bringen könnte... 🙂
Also ich bin Kinderbuchautorin, Kinderliedermacherin und als Klinikclownin mit meiner Kollegin Suse Kirchhoff unterwegs (mit ihr habe ich auch viele Jahre Kabarett für Erwachsene gespielt). Ich mache auch regelmäßig Filmchen für meinen You Tube Kanal (Fritzi Bender) mit (und ohne) meine(n) Puppen...
Die Zielgruppe hier ist das Familienpublikum, genauso wie bei meinen Shows. Inzwischen hat jede Puppe sogar ihre eigene Rubrik... ab 2021 soll es auch eine Miniserie mit etwas längeren Filmchen geben: „Fritzi Benders Zwergen TV“, da bin ich gerade dran.
Zu den Kinderbüchern und auch der Kinderlieder CD gibt es recht interaktive Shows mit Puppen... und es geht im Grunde immer auch um das Thema Gefühle... auch bei den Klinikclowns. Da gehen wir von Zimmer zu Zimmer und auch von Bett zu Bett, das ist eine sehr persönliche Arbeit und es geht darum positive Momente zu schaffen in der eher schwierigen Krankenhaussituation (oder in Wohnstiften ein wenig Leichtigkeit und Lebensfreude zu verbreiten).
Bei den Shows und im Grunde auch bei meinen Filmchen, geht es mir um Schmunzelmomente und aber auch darum, schwierige Gefühle etwas leichter zu machen für alle Beteiligten... und ein bisschen Magie für die Kinder ist auch dabei... der Balduin (der Hauptcharakter aus den Balduin-Bilderbüchern), der auch immer in den Lesungsshows mit dabei ist, ist ja ein echtes Chamäleon und kann sich auch verfärben...
🐧 Machst du das alles gleichzeitig?
🦉 Nicht unbedingt gleichzeitig- aber sozusagen parallel, ja. Je nachdem wie ich gebucht werde, habe ich Home-Office- oder Auftrittstage und mache dann, was so alles ansteht...
🐧 Der erste Klinikclown, der mir begegnet ist war Robin Williams in Patch Adams, in dem er den Hunter Doherty „Patch“ Adams aus dem wirklichen Leben eine starke Geschichte auf die Leinwand und Fernsehgeräte zaubert. Ich stelle mir das total schwer vor gute Laune als Medizin zu verabreichen. Oder ist es ein sehr dankbares Publikum, weil man diesen Menschen nicht nur eine Unterhaltung bietet, sondern vielleicht auch spürt, dass du denen ein Stückchen seelische Heilung gibst?
🦉 Ja, der tief berührende Patch Adams Film war für mich auch so ein Schlüsselerlebnis... da habe ich, glaub ich, zum ersten Mal gedacht, dass ich das interessant fände, als Klinikclown tätig zu sein. Es ist wirklich gut auch eine therapeutische Grundlage zu haben für diese Arbeit (gelernte Logopädin zu sein hilft mir) und man braucht auch viel Improvisationsfreude, denn kein Mensch, kein Zimmer, keine Situation ist gleich.
Auch der/die Klinikclownpartnerin ist wichtig, denn so reguliert man sich gegenseitig, wenn bei uns die eine spielt, checkt die andere die Situation ab (kann man näher ran, ist das Thema gut, wie reagieren die Eltern usw.)... ich glaube es geht in erster Linie darum, Leichtigkeit reinzubringen in die Situation... bzgl. Heilung, weiß ich nicht, ob das so ist oder ob das so wahrgenommen wird, aber jeder, der schon mal traurig war und zum Lachen oder Lächeln gebracht wird, weiß, wie gut das tut. Ich bin oft so dankbar, wenn ich angelächelt werde. Es ist nur ein Lächeln... und doch ist es irgendwie etwas ganz Großes.
🐧 Man sagt, dass an jedem Spruch etwas wahres dran ist und den Spruch „lachen ist gesund“ finde ich nicht nur passend und gut, ich bin auch überzeugt, dass da eine Menge dran ist.
Gibt es dabei eine Grenze, bei der du für dich aufpassen musst, dass du nicht zu viel an dich heran lässt?
🦉 Wir sind auf zwei „normalen“ Kinderstationen tätig, sodass wir bis auf wenige Ausnahmen die Kinder nicht öfter sehen. Auf einer Krebsstation oder Palliativstation wäre es vermutlich schwerer. In den Wohnstiften ist es allerdings etwas anders als auf der Station – da baut man ja eine Beziehung zu den Menschen auf und da hat es uns am Anfang schon sehr getroffen, wenn jemand plötzlich nicht mehr da war. Das musste ich erstmal verknusen und ich denke, das bleibt ein Teil der Arbeit, der eben schwieriger ist.
🐧 Allen deinen Tätigkeiten gemein ist doch, dass du viel in Aktion bist, natürlich immer wortgewandt sein musst und damit einhergehend auch etwas frech. Gibt es denn auch den gegenteiligen Menschen in dir – wie kann ich mir dich vorstellen beim Kinderbuch schreiben?
Antwort: Tatsächlich brauche ich auch viel Rückzug... „zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust“ - die Extro- und die Introvertierte 🙂. Ich denke schon sehr viel nach und kann auch leise (und laut) grübeln... kann sehr konzentriert und sehr chaotisch sein... am Computer habe ich manchmal so viele Fenster auf, dass ich selber nicht mehr durchblicken kann (also auch zu viele Fenster können einem am Durchblick hindern 😉)...
🐧 Bist du in all dieser Unterhaltung unterwegs, weil du das alles ausprobieren möchtest oder wurdest du von einem ins nächste einfach so hinein geschupst – oder kannst du dich einfach nicht entscheiden?
🦉 Das hat sich irgendwie so entwickelt... Geschichten hatte ich schon immer im Kopf, aber auf die Idee, Autorin zu werden, wäre ich nie gekommen... nach dem Abitur wusste ich zunächst nicht genau, was ich machen soll, nur studieren wollte ich nicht... den sozialen Bereich fand ich interessant und nach einem Praktikum in Bethel (in Bielefeld), dachte ich, dass Logopädin zu werden, vielleicht erstmal ein guter Plan wäre... da das geklappt hat, bin ich tatsächlich erstmal Logopädin geworden und hab als solche auch insbesondere mit Kindern gearbeitet...
Parallel dazu kam dann das Improtheater und der Wunsch Klinikclown zu werden, weil ich die Kinder in der Logopädie vor Allem mit meinem Humor erreichen konnte... Also hab ich angefangen Fortbildungen im Bereich Clownstheater zu machen und je mutiger ich wurde desto eher hab ich mich auch getraut, einmal Geschichten von mir an Verlage zu schicken (das ist ja erstmal sehr frustrierend, weil es viele Absagen gibt, was ja nichts über die Qualität der Manuskripte aussagt, aber trotzdem nicht schön ist, aber dranbleiben hat es bei mir gebracht... ), dann war das erste Balduinbuch auf der Welt und die Frage ob ich wohl auch Lesungen mache... ?
So kam einfach eins zum anderen und ich bin weitergegangen durch Tiefs und Hochs und Humor und Zweifel – Schritt für Schritt und bin weiterhin drangeblieben. Und ich bin sehr dankbar, dass ich jetzt all das machen darf... und sehr dankbar für alles was ich auf dem Weg erleben durfte, auch die vielen Menschen, die mir begegnet sind oder mich begleiten, die mich motiviert, inspiriert, mir geholfen oder mich herausgefordert haben - und auch für die Tiefs (denn da habe ich immer viel gelernt!)...
🐧 Hast du denn etwas auf deinem Zettel was du gerne noch mal machen möchtest, etwas was dir irgendwie noch fehlt?
🦉 Mhm. Ich hoffe, es geht alles einfach weiter und wächst... nächstes Jahr kommt auch mal wieder ein Buch von mir heraus: „Till Ohnesorg und die sagenhaft wundersorgende Sorgenfee“. Das ist eine längere Geschichte... (Ein Kinderbuch zum Selberlesen ab 8 Jahren).
Es wird wohl ähnlich lang wie mein Buch Prinzessin Blubberbauch (ca. 200 Seiten mit größerer Schrift) und genau wie die Prinzessin Blubberbauch, wird auch dieses Buch von der @illubine_illustration illustriert, was mich sehr freut!
🐧 Also ganz klar hineingeschupst, die Frage nach Entscheidungen wurde nicht gestellt 😉
Dann habe ich zum Schluss noch eine Frage mit der du deine Entscheidungsfreudigkeit unter Beweis stellen kannst. Welches ist dein Lieblings-Tier aus unserem Kalle Pinguin Kinderbuch?
🦉 Hilfe! Das ist ja die schwierigste Frage hier ganz am Schluss... Wie soll ich mich denn da für ein Tier entscheiden? Sie sind alle so klasse und genial comichaft gezeichnet - die Geschichte finde ich übrigens sehr berührend und zeitgemäß und ich finde ja auch Dein Highlight auf Instagram mit den Tieren aus der Geschichte und den Zootieren im Hintergrund so grandios.
Es wäre ja fast ungerecht da jetzt eine Entscheidung zu treffen. Mhm, tatsächlich ist aber ganz unabhängig davon der Pinguin eines meiner Lieblingstiere, weil ich finde, dass Pinguine einfach in sich schon durch das Watscheln und Rutschen clownesk sind – lauter kleine Charlie Chaplins 😃 und Kalle hat zudem noch eine prima Mimik UND Pinguine sind ja quasi emanzipiert, da ja die Männer die Brut übernehmen, das ist ja noch ein zusätzliches Pinguinplus 😊. Überhaupt bin ich ein großer Vogel-Fan... den Vogel Strauß liebe ich ebenfalls sehr... irgendwie auch ein Vogel, der etwas anderen Art mit diesem lustigen langen Hals... Ok: meine Favoriten aus dem Buch sind Kalle und der Vogel Strauß, aber nur, wenn ich mich wirklich entscheiden müsste, muss ich?
🐧 Na, da waren ja einige Tiere dabei, das sollte reichen 😉