Interview-Partner: Jessica Heinecke [Autorin]
🐧 Hallo Jessica, du bist selber Autorin. Schreibst Fantasy. Ghostwar. Wir haben uns auf Facebook getroffen und ich hatte gerade drei Bilder zum Jubiläum 40 Jahre drei Fragezeichen gepostet. Du hattest gedacht ich hätte bereits 40 Jahre Hörspiele produziert oder so ähnlich. Ich fand es ein schönes Missverständnis und du bist Kalle Pinguin Fan geworden. Du hast Kalle Pinguin an deine Nichte zu Weihnachten verschenkt, erzählt ein bisschen darüber.
🧙♀️ Ja, das war ein recht amüsantes Missverständnis - hat aber dazu geführt, dass wir schnell einen sehr sympathischen und auch fortbestehenden Kontakt zueinander hatten.
Ja, Kalle Pinguin ist bei meiner vierjährigen Nichte an Weihnachten 2019 eingezogen und die Freude darüber war sehr groß - bei Groß und Klein!
Sie wächst mit dem abendlichen Ritual auf, dass vor dem Zubettgehen Bilderbücher angeschaut oder Geschichten vorgelesen werden. Wenn diese dann noch aus dem Tierreich erzählen, ist die Sache für sie perfekt - sie liebt Tiere über alles. Nicht nur die mit Fell - wie es bei kleinen Kindern aufgrund des Kuschelfaktors ja üblich ist - nein, sie ist selbst von Insekten fasziniert.
Mein Nichte darf sich aussuchen welches Buch sie am Abend ins Bett begleiten soll und ab Weihnachten fiel ihre Wahl an zehn Abenden in Folge auf Kalle Pinguin. Sie vergibt also deutlich 5 von 5 möglichen Sternen.
Noch ein paar Worte zum Buch: Kalle Pinguin ist wirklich eine sehr gelungene Mischung. Ein Bilder- und Vorlesebuch welches die Kleine zum mitmachen anregt indem sie z.B. versteckte Tiere suchen muss. Einen Bereich zum Ausmalen gibt es sogar auch noch.
Bei den Großen kam nicht nur die optische Aufmachung gut an sondern auch die Kernbotschaft:
In „Die Not ist groß, einer muss los“ wird das Thema „Umweltschutz/Klima“ durch in Reim-Form gehaltene Texte mit liebevoller Bebilderung anschaulich und kindgerecht aufgegriffen. Alles in allem eine tolle Kombination, denn es dürfte bekannt sein, dass Vorlesen eine Vielzahl von grundlegenden Fähigkeiten fördert, die für die Entwicklung eines Kindes von zentraler Bedeutung sind. Der Wortschatz wird vergrößert, die Konzentrationsfähigkeit gesteigert, das Vorstellungsvermögen erweitert und auch die Kreativität gefördert. Außerdem lernen Kinder durch die Geschichten, sich in andere hineinzuversetzen (Empathie). Das Vorlesen stärkt nicht nur kognitive Fähigkeiten sondern auch soziale und emotionale Kompetenzen. Das alles wünscht man sich doch für die heranwachsende Generation. Deshalb war gerade „Kalle“ für mich eine gute, richtige und nachhaltige Wahl.
🐧 Dazu kommt, dass die Lesekompetenz ein super Zugang zu Bildung ist.
Aber nun zu dir. Du hast im letzten Jahr den zweiten Teil von Ghostwar herausgebracht. Du schreibst unter dem Pseudonym Jessylynn Sidney Winter – abgekürzt J. S. Winter. Woher kommt dieses Pseudonym, hast du an einen Autoren gedacht oder steht der Name für etwas?
🧙♀️ Jessylynn Sindey Winter hat eine Bedeutung und setzt sich folgendermaßen zusammen:
Jessy – von meinem Vornamen: Jessica
Lynn – ist der Zweitname meiner Nichte. Ich habe selbst keine Kinder und sie ist mein kleiner Sonnenschein. Ich habe ihr „Ghostwar I“ gewidmet.
Sidney – war der Zweitname eines Schauspielers den ich sehr gerne mochte. Mittlerweile ist er verstorben, aber beim Schreiben war er Teil meiner Inspiration.
Winter – ich bin im Januar geboren und liebe diese Jahreszeit – sollte bestenfalls sonnig, frostig und schneelastig sein.
🐧 Auf deinen Büchern steht zusätzlich „Sheliese Savior‘s“ vor den großen Lettern Ghostwar. Wie habe ich das zu verstehen?
🧙♀️ Sheliese Savior ist die Hauptprotagonisten der Geschichte. Eine kleinen Hexe, die viel zu schnell erwachsen werden musste, aber den Glauben an das Gute dabei nie verloren hat. Ghostwar ist nicht nur der Name einer Schule für Hexerei und Zauberei, sondern zum Teil auch mein persönlicher Geisterkrieg. Gerade Verlustangst spielte für mich seit meiner Kindheit, als mein Großvater gestorben ist, eine große Rolle. Das Buch ist eine Mischung aus einem Fantasy-Roman und Erlebnissen, die ich in dieser und späteren Lebensphasen gemacht habe. Sheliese hat so Einiges von mir „geerbt“ - nicht alles, aber viel.
🐧 Bist du Selfpublisher oder hat dich ein Verlag unter Vertrag genommen?
🧙♀️ Ich habe beide Bücher beim Selfpublishing-Verlag „Tredition“ veröffentlicht.
🐧 Wird es einen dritten Teil von Ghostwar geben oder ist das eine Frage die noch zu früh gestellt ist?
🧙♀️ Mit Teil 2 ist „Ghostwar“ beendet.
Ob es noch weitere Bücher von mir geben wird? Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten denn die Entstehungsgeschichte zu Ghostwar ist sehr speziell. Ich hatte nie geplant Bücher zu schreiben oder Autorin zu werden. Ghostwar ist „passiert“, könnte man sagen. In Deiner Frage zu „Sheliese Savior“ hatte ich das Wort Geisterkrieg erwähnt. Wenn ich darf, würde ich kurz erläutern wie es zu alldem kam:
Meine erste schwere depressive Episode forderte mich vor ca. 8 Jahren heraus. Nach der Genesung stellte sich dann zwei Jahre später erneut eine schwierige Zeit ein …
Und wieder machte ich mir nur noch Gedanken ... über alles, grübelte noch mehr über mich und mein Leben nach. Es ist erdrückend wenn dich alles umkreist, Tag und Nacht ... Ob du willst oder nicht. Du kannst einfach nicht mehr abschalten und möchtest dich am liebsten nur noch verkriechen. Irgendwann stellst du dann einfach alles infrage.
Man hatte mir damals geraten: »Schreiben Sie auf, was Sie beschäftigt« was leicht gesagt war, denn ich war keine Schriftstellerin. In der Schulzeit hatte ich immer Freude daran, Aufsätze nach irgendwelche Vorgaben zu schreiben, aber dieser Rat und die damit verbundene Aufgabe waren für mich etwas völlig anderes.
Ich fing trotzdem an ... irgendwann nachts. Zur Ablenkung. Etwas unternehmen, vielleicht sogar verarbeiten. Irgendwie musste es ja schließlich weiter gehen ... bestenfalls bergauf.
Zum besseren Verständnis sollte ich jetzt noch sagen woher die Idee kam ausgerechnet über eine magische Parallelwelt zu schreiben:
Das Fantasy-Genre der Hexen und Zauberer hatte mich schon immer fasziniert. Ich weiß, das klingt jetzt seltsam, aber es war so: im Jahr 2015 – als ich gesundheitlich erneut sehr angeschlagen war – hatte ich das erste Mal den letzten Teil von Harry Potter im TV gesehen. (Ja, und das in meinem Alter!) Vorher war ich der Meinung: Kinderkram, das ist nichts für dich – Hexen hin oder her. Doch dann habe ich gemerkt: Da steckt ja wirklich was dahinter! In sechs Wochen habe ich die Buchreihe – wie auch die Filme – dann regelrecht verschlungen und diese Geschichte konnte mir letztendlich den Kanal zum Schreiben öffnen.
Meine Überlegung: Ich könnte mich ja mal einer Kurzgeschichte versuchen, etwas aufschreiben und einer traurigen Person ein wenig Glück schenken.
Zeile für Zeile, Stein um Stein, gelang es mir Ghostwar zu erbauen, fast pausenlos, denn plötzlich sprudelten die Worte. Mein Kampf mit den Geistern der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft hatte begonnen.
🐧 Wir hatten, wie du weiter oben anmerkst, bereits einen schönen Austausch, aber nach der Entstehung deiner Bücher hatte ich noch nicht gefragt und ich bin gerade richtig begeistert.
Bist du zufrieden mit deinen Buchverkäufen?
🧙♀️ Da ich nie geplant hatte Autorin zu werden und Bücher zu verkaufen, kann ich die Frage getrost mit „ja“ beantworten. Bisher wird Ghostwar recht regelmäßig gelesen/gekauft und durch den Hintergrund, wie auch durch die Geschichte selbst, sind sogar schon Freundschaften entstanden. Ghostwar trägt eine Botschaft in sich.
Wenn ich diese Rückmeldungen bekomme, dass sich jemand in meiner und/oder Shelieses Geschichte wiederfinden kann oder dass mein Werdegang mutmachend gewirkt hat, dann hat Ghostwar für mich einen Mehrwert der mit Geld nicht zu bezahlen ist. Das ist ein schöner Grund glücklich und zufrieden zu sein – ganz unabhängig von Verkaufszahlen. Ich würde mir wünschen, dass positive Gedankengänge, die durch meine persönliche Geschichte entstanden bzw. auf Ghostwar zurückzuführen sind, weiter fortbestehen. Wenn neue Leser hinzukommen freue ich mich natürlich immer wieder sehr darüber – so lebt die Botschaft und auch die Geschichte weiter.
🐧 Kannst du von deinen Verkäufen leben?
🧙♀️ Nein. Selbstverlag ist alles andere als leicht. Dafür bin ich einfach zu unbekannt. Noch. ''Zwinker-Lach''
🐧 Du hast beeindruckend erzählt, dass du zu einem Kalle Pinguin Fan geworden. Du bist viel auf Facebook und fleißig dabei bei unseren Kalle Pinguin Posts dein Gefällt mir zu verteilen. Aber welches Tier aus unserem Kalle Pinguin Kinderbuch ist dein Lieblings-Tier?
🧙♀️ Da ich selbst Katzen- und Pferdemama bin schlägt mein Herz natürlich für den Löwen und das Zebra.
🐧 Und das von deiner Nichte?
🧙♀️ Eine Antwort auf diese Frage zu geben ist ihr wirklich schwer gefallen - sie liebt ja alle Tiere. Ich musst schon etwas nachhaken.
Ich zitiere:
»Der Löwe. Aber auch nur ein bisschen mehr!«
»Warum?«
Es folgte Schweigen ... und dann:
»Weil das eine Katze ist, wie Felix.«
Felix ist mein Kater. Meine Nichte hat ihn sehr ins Herz geschlossen. Wir wohnen unter einem Dach und sie besucht ihn fast täglich.
🐧 Sehr schön, vielen Dank für diese Einblicke. Und grüße deine Nichte.