Interview-Partner: Annika & Martin [Illustratorin & Autor von Pinipa]
🐧 Ahoi nach Aachen, Annika und Martin, ihr steht hinter Pinipas Abenteuer. Im letzten Jahr habt ihr ein Crowdfunding für die vierte Ausgabe erfolgreich auf startnext gekapert. Ein Crowdfunding für einen vierten Teil, ist das nicht eher ungewöhnlich?
🐼 Ungewöhnlich können wir. 🙂 Aber ja, du hast Recht. Das kommt nicht so häufig vor. Wir haben bislang alle Pinipa-Abenteuer per Crowdfunding finanziert. Angefangen haben wir 2014 mit der Finanzierung von Pinipas Deutschlandreise als Seifenblasenpilotin und Papierschiffmatrosin. Wir haben sehr lange an dem ersten Band gearbeitet, dann auch erstmal einen Verlag gesucht und mit ein paar von ihnen auch diskutiert. Den großen Verlagen war unser Konzept zu ungewöhnlich, und wir als Autoren unbekannt. Wir mischen eine Vorlesegeschichte mit fundierten Sachinformationen und großen Bildern zum Entdecken.
🦁 Den Verlagen war das zu aufwändig. In welchem Segment sollten sie das Buch bewerben? Sachbuch? Bilderbuch? Vorlesebuch? Sie meinten, das Format sei zu teuer, ob wir nicht lieber einen kleinen Jungen als Held hatten, etc. Deshalb haben wir nach Alternativen gesucht. Schnell wurde klar: wir machen es selbst. Wir können das!
Uns ist die Lieferkette in der Produktion unserer Bücher wichtig und so können wir alles selber bestimmen. Wir hatten uns 2014 für eine Druckerei um die Ecke entschieden, zu der wir mit dem Rad fahren konnten, bei der wir wussten, dass die Produktion sauber ist. Mittlerweile arbeiten wir mit einer Druckerei in Ostdeutschland, die vollständig klimaneutral druckt.
Das erste Crowdfunding war jedenfalls ein Testballon, wie unser Buchkonzept ankommt. Und es gab uns natürlich die Sicherheit, dass wir uns nicht verschulden müssen.
🐧 Ein kleines Detail finde ich spannend. Julia Dibbern hat ein Jugendbuch geschrieben und war in einer ganz ähnlichen Diskussion mit einem Verlag wie ihr. Allerdings war ihr jugendlicher Hero ein Junge und sie wurde gefragt, ob sie das nicht für ein Mädchen umschreiben wolle. Sind die Hauptcharaktere für eine Geschichte je nach Alter so wichtig? Habt ihr den Eindruck, dass ihr mehr Bücher verkaufen würdet, wäre es ein Junge gewesen?
🐼 Tja, wenn du mich fragst: Ich glaube, ein Hauptcharakter muss zur Geschichte passen und nicht in Klischees, die unsere Gesellschaft geformt hat. Ich kann natürlich schwer beurteilen, ob die genannte Geschichte besser mit einem Mädchen gewesen wäre – vielleicht war die Geschichte zu „mädchenhaft"? Ich bin kein Fan von Klischees, und wir brechen diese gern auf. Was Pinipa angeht: wir haben Kinder als Fans. Wenn wir auf Messen oder Designveranstaltungen unsere Bücher persönlich verkaufen, dann sind wir im direkten Kontakt mit unseren Kunden. Und da haben wir ausgewogen Mädchen und Jungen, die Pinipa gern lesen wollen. Und die dann zu einem neuen Abenteuer auch wiederkommen. Ich denke also nicht, dass wir mehr Bücher verkaufen würden, wenn Pinipa ein Junge geworden wäre – Pinipa passt einfach perfekt auf dieses Konzept.
🦁 Es kommt auch darauf an, welche Zielgruppe der Verlag definiert. Unsere Zielgruppe sind Kinder im Grundschulalter. Andere Verlage definieren zum Beispiel nur Mädchen oder nur Jungen in einem bestimmten Alter und mit bestimmten Interessen.
🐧 Mein Pinguin Kalle habe ich 2018 auf seiner Eisscholle in See stechen lassen. So bin ich auch für Kalle auf Facebook und Instagram aktiv geworden. Immer wenn ich jetzt bei Instagram die Liste der follower öffne, dann seid ihr mit Pinipa nach Schokobart die nächsten. Wie viel eurer Aktivitäten steckt ihr in social media Kanäle?
🐼 Ehrlich gesagt, machen wir mal mehr und mal weniger. Neben Pinipa arbeiten wir beide freiberuflich und bearbeiten Aufträge von außen. Umso mehr wir gerade im Hintergrund an neuem Material arbeiten, umso weniger Zeit bleibt für Social Media. Und wenn zum Beispiel ein neues Abenteuer erscheint, oder wie kürzlich das erste Hörbuch von Pinipa, dann erzählen wir natürlich davon auf Facebook und Instagram. Außerdem haben wir einen Newsletter für unsere eigenen Online Shop, der ungefähr monatlich verschickt wird (printeshop.de).
🦁 Annika kümmert sich etwas mehr um die Kanäle von Pinipa und dem Verlag und um den Shop, in dem ihr alles bestellen könnt, was wir an Produkten haben. Sobald es was zum Texten gibt, bin ich am Start. Die Newsletter machen wir immer gemeinsam. Wieviel Zeit das genau ist, kann ich gar nicht sagen. Es begleitet uns und wir kümmern uns immer, wenn wir können.
🐧 Jetzt vielleicht die Frage, die man im Grund gleich zu Beginn erwartet: wie seid ihr auf Pinipa gekommen?
🐼 Wie der Name Pinipa entstanden ist war lustig. Wir haben ein großes Brainstorming gemacht und zusätzlich ein paar von unseren kreativen Freunden eingeladen. Eventuell haben wir dabei auch ein Glas Wein getrunken und viel gegackert. Wir haben einen Namen gesucht, der zu einem mutigen Kind passt, der weiblich und am besten ungewöhnlich ist. Pinipa war dann einfach irgendwann da. Niemand kann im Nachhinein sagen, wem der Name eigentlich eingefallen ist.
🐧 Wenn ihr euch ein neues Abenteuer ausdenkt, wer von euch fängt an?
🦁 Ich habe sehr viele Ideen im Kopf, welche Abenteuer Pinipa in Zukunft noch erleben soll. Ich interessiere mich für fast alles, wie Annika sagt. Und als Redakteur für Technik und Wissen stoße ich auf so viele interessante Themen. Meistens entstehen die Ideen für weitere Bücher während ich schreibe. Oder unsere Kinder stellen uns Fragen. Wir entscheiden dann gemeinsam, welches Thema das nächste Pinipa Abenteuer wird – dann beginnt die Recherche. Wir treffen uns mit Experten, ich verbringe Stunden in der Bibliothek und bestelle haufenweise Bücher.
🐧 Habt ihr eine klare Rollenverteilung oder stuppst ihr euch über kreatives Chaos an?
🐼 Eher zweiteres. Wir reden während der Ideenfindung viel über die entstehende Geschichte. Es ist schon so, dass Martin die Kapitel aufteilt und sich die Inhalte überlegt. Ich darf aber mitreden und meine Ideen beisteuern. Am Ende entscheidet Martin über den Verlauf der Geschichte. Und sobald das Gerüst steht, und ich die ersten Kapitel lesen darf, beginne ich mit Skizzen. Hier gilt dann dasselbe: Martin darf seine Ideen beisteuern und wir brainstormen da gemeinsam. Am Ende entscheide ich über die Komposition.
🐧 Vom ersten Strich bis zum Kinderbuch von Kalle Pinguin hat das ganze sechs Jahre gedauert. Dazu sollte ich erwähnen, dass ein Kinderbuch ursprünglich gar nicht geplant war. Seit wann treibt euch Pinipa um?
🦁 Begonnen haben wir 2011. Da war klar, dass wir beide ein Projekt gemeinsam machen wollen. Annika ist Illustratorin und Grafikdesignerin und ich Redakteur: da wurde es Zeit, dass wir ein Projekt zusammen machen. Annika hatte sich schon im Diplom mit imaginären Freunden bei Kindern beschäftigt und Wissensvermittlung für Kinder war ein Schwerpunkt meines Studiums. Wir kennen uns also ganz gut aus und in den Abenteuerbüchern setzen wir quasi die Theorie in die Praxis um. Wir haben genau definiert, wie wir mit Vergleichen und Humor umgehen, wie die Satzlänge ist, wie Text und Bild sich ergänzen usw. das ist der neueste Stand der Forschung. Einiges dazu könnt ihr auf unserem Blog nachlesen. Wir wollten die Bücher von Anfang an so gut machen, wie es geht.
🐼 Den einen perfekten Weg gibt es aber nicht. Wir haben unser anfängliches Konzept mehrfach umgeworfen. Wir wollten eine Figur schaffen, die sich für eine Reihe eignet und mit der sich Kinder im Grundschulalter identifizieren können. Wir wollten gern eine Heldin haben – davon gibt es nämlich zu wenige auf dem deutschen Buchmarkt. Pinipa ist in erster Linie die ausgedachte Freundin von Greta, die für Greta Abenteuer erlebt. Sie ist ein Kind und kein Klischeemädchen.
🦁 Wir haben also von der ersten Idee bis zum fertigen Buch 3,5 Jahre gebraucht, inklusive Diskussionen mit den Verlagen. Das erste Crowdfunding haben wir im Winter 2014 gemacht. Für jedes neue Abenteuer nehmen wir uns circa 1 Jahr Zeit. Diesen Winter soll wieder ein neues Pinipa Abenteuer erscheinen. Ob es wieder ein klassisches Crowdfunding wird, wissen wir noch nicht. Bei unserem letzten Funding haben alle, die uns unterstützt haben, das Buch bereits vor Weihnachten gehabt. Erschienen ist es aber erst im Januar 2020. Das könnten wir uns auf jeden Fall wieder vorstellen.
🐧 Ihr seid Vollzeit Autor bzw. Illustratorin?
🐼 Jein. Also ich arbeite viel als Illustratorin, allerdings nicht nur im Buchbereich und auch nicht nur für Kinder. Meistens habe ich Aufträge von Kunden, die Grafikdesign bei mir bestellen, wie zum Beispiel eine Kampagne für eine Veranstaltung oder auch Firmenkommunikation. Ich bearbeite dann meist eine Kombination aus Grafik und Illustration. So gesehen, illustriere ich viel aber nicht ausschließlich.
🦁 Bei mir ist es ähnlich. Ich schreibe für andere Verlage Artikel zu technischen Innovationen oder unterstütze Unternehmen bei ihrer Marketingstrategie. Ich schreibe also den ganzen Tag, aber nicht nur für Kinder.
🐧 Beim Projekt Pinipa seid ihr ein super Team, seid ihr das privat auch?
🐼 Was sagst du Martin? Sind wir das?
🦁 Klar, auf jeden Fall. Auch, wenn ich mir die Jahreszahl nicht merken kann, seit wann das so ist...
🐼 Stimmt. Aber wir machen kein Geheimnis daraus. Wir sind schon lange verliebt. Und wer Geheimnisse über uns erfahren will, der darf das gern in unserem News-Blog nachlesen. Printeshop.de/blog.
🦁 ...zum Beispiel, dass Annika immer das letzte Wort haben muss.
🐧 Das letzte Wort sollt ihr beide haben. Zuvor aber noch einen kleinen Ausblick. Pinipa kommt mit einem weiteren Abenteuer Ende 2020 raus. Habt ihr auch mal Lust auf eine andere Welt, gibt es vielleicht Ideen, die sich mit dem Gespann Greta und Pinipa nicht darstellen lassen und habt vielleicht noch etwas anderes im Hinterkopf oder hast du Martin erst einmal noch so viele Ideen für Pinipa, dass die erst einmal raus müssen?
🦁 Wir haben immer wieder gute Ideen für Geschichten. Neben Pinipa haben wir im letzten Jahr ein Pappebuch herausgebracht, das für die Kleinsten ist (ab 1 Jahr). Das ist ein Pappebuch zur musikalischen Früherziehung. „Mit Pauken und Trompeten“ heißt es und da kann man die Finger durch ausgestanzte Löcher stecken und somit die Tiere zum leben erwecken. Mal tanzt ein Waschbär zu Tamburinklängen vom Dachs oder ein Orang Utan spielt Pauke.
🐧 Auch wenn ich euch über Pinipa ausgefragt habe, am Ende eines Interviews möchte ich doch wissen welches euer Lieblings-Tier aus unserer Kalle Pinguin Geschichte ist?
🐼 ...ich find den Strauß super. Einfach, weil er ungewöhnlich ist und eins der seltener auftauchenden Tiere ist, wenn es um Kinderbücher geht.
🦁 Ich finde den Elefanten toll, ich liebe Tiere und der Elefant ist so viel davon 😉