Interview-Partner: Daniela Vogel [Autorin]
🐧 Hallo Daniela, Mittelerde oder Hogwarts, wo wärst du eher zu Hause?
🧙🏻 Normalerweise würde ich sagen keines von beiden, aber wenn ich mich entscheiden soll, dann für Hogwarts. Ich finde es spannend, wie in den Harry Potter Büchern Realität mit Fiktion vermischt wird.
Außerdem wäre es nicht schön, wenn in der Realität auch ein wenig Magie vorherrschen würde? Besonders in schwierigen Zeiten. Ein kurzer Wink mit dem Zauberstab, dabei ein Spruch und schon wäre wieder alles im Lot. Leider ist es niemals so einfach.
🐧 Wie heißen die Orte in deinen Geschichten?
🧙🏻 Zwei meiner Bücher spielen in einer imaginären Welt. Die anderen in New York, Edinburgh, Glasgow, Glencoe, Stirling, auf der Isle of Eigg, auf der Isle of Skye und in Rom.
🐧 New York und Rom fallen etwas aus der Reihe, denn ich weiß, du schreibst gerne mit schottischem Background, du bist von den Mythen begeistert. Wie viel Recherche steckst du in deine Romane?
🧙🏻 Jede Menge.
Wenn du mit historischem Hintergrund schreibst, dann musst du unweigerlich sehr viel recherchieren. Ich habe mal ein Buch aus dem Mittelalter gelesen und da wurde Brokkoli aufgetischt.
🐧 Oh, mein Wissen um Brokkoli ist nicht so umfangreich in diesem Punkt. Aber im Netz gibt es zu jedem Thema etwas zu finden, vor rund 200 Jahren wird Brokkoli erstmals kultiviert. Das Mittelalter wird zwischen dem 6. und 15. Jahrhundert datiert.
🧙🏻 Tja, solche Fehler passieren, wenn du dich nicht richtig mit der Zeit auseinandersetzt. Für meine erste Zeitreise, die in der Zeit der Römer und Kelten spielt, musste ich wirklich alles durchwühlen, was ich gefunden habe.
Wer war Stadthalter, welche Charaktereigenschaften wurden dem Kaiser nachgesagt usw. Es sollte ja authentisch sein. Das gilt aber auch für alle anderen Geschichten. Viele befassen sich zur Zeit mit schottischer Geschichte, allein schon durch die Verfilmungen der Outlander-Saga. Da würde es Aufschreie geben, wenn ich Ereignisse falsch wiedergeben würde. Die Clanfehden, die Kämpfe um Macht und Krone, wer, wann, mit wem, das sind Dinge, die so elementar sind, dass man sie einfach wissen muss, wenn man darüber schreiben möchte.
Dementsprechend habe ich darüber unzählige Bücher, historische Quellen und auch Internetausdrucke. Meist dauert die Recherche dann länger als das eigentliche Schreiben.
🐧 Was zeichnet deine Geschichten aus, in denen es um Sagen und Gestalten aus der Phantasiewelt geht?
🧙🏻 Das ist eine gute Frage. Da solltest du vielleicht meine Leser fragen.
Ich denke aber, die Mischung macht`s. Ich webe gerade so viel Mystik in die Geschichten ein, dass sie noch glaubwürdig erscheinen. Wenn mich jemand fragt, was ich schreibe, dann sage ich: mystisch, romantische Zeitreisen ins Schottland der verschiedenen Jahrhunderte. Wobei eher die Schwerpunkte auf der Romantik, Schottland und den verschiedenen Zeiten liegen. Die Mystik ist nur ein kleiner Teil.
🐧 Seit wann schreibst du?
🧙🏻 Ich schreibe eigentlich schon immer. In meiner Jugend für die Schülerzeitung, Kurzgeschichten, Gedichte und Liedertexte. Nach meinem Abi wollte ich ursprünglich Schauspiel, Tanz und Gesang studieren, doch, wie es so schön heißt, sollte ich dann erst einmal „Was Vernünftiges“ lernen. Also habe ich Mathe und Informatik studiert und anschließend in einer Computerschule unterrichtet.
Als meine Kinder noch klein waren, wurde ich dann gefragt, ob ich nicht Lust hätte, die Texte für ein Kindermusical zu schreiben, was sehr interessant war. Dann ist mein Vater plötzlich verstorben. Er war in etwa so alt wie ich jetzt. Das war der Punkt, an dem ich mich gefragt habe, was ich wirklich aus meinem Leben machen möchte. Ich habe dann in der Computerschule gekündigt und für meine Mutter die Buchhaltung übernommen.
In der Zwischenzeit begann ich mit meinem ersten Roman. Noch mit Tinte und Kladde. Über 600 Seiten. Diesmal sollte es aber etwas für Erwachsene sein. Da zu diesem Zeitpunkt, 2001, das Internet noch nicht so ausgebaut war wie heute, habe ich dann erst einmal eine Fantasy-Geschichte geschrieben. Wohl auch, weil mein Vater eine wahre Leseratte war und jegliche Bücher dieser Art geradezu verschlungen hat. Wahrscheinlich habe ich die Geschichte unbewusst für ihn geschrieben.
Als sie dann endlich nach 3 Jahren fertig war, war ich mächtig stolz auf mich und sie wanderte in die Schublade. Erst 2015 habe ich mich endlich getraut, sie zu veröffentlichen. Seitdem erscheint pro Jahr mindestens ein neues Buch von mir und solange es mir noch Spaß macht, werden auch mit Sicherheit noch viele weitere folgen.
🐧 Du hast bereits einige Erfahrungen machen dürfen. Jetzt wirkst du in einem Verein mit, um neuen Autoren – egal ob jung oder alt – deine Erfahrungen weiter geben zu können. Wie darf ich mir das vorstellen?
🧙🏻 Du spielst auf die Autoren Gilde e.V. an. Der Verein ist noch ganz jung, aber wir hoffen, dass wir viele damit ansprechen. Es gibt ja bereits einige Vereine für Autoren, aber keinen, der sich um alle Belange der schreibenden Zunft kümmert.
Wir möchten gerne ein Zusammenschluss aller sein, denn nicht nur SPler oder „junge Autoren“ haben Probleme. Da geht es um die Rechte am eigenen Gedankengut, Knebelverträge, versteckte DKZV, Marketing, faire Dienstleister, faire Bezahlungen und ... und ... und.
Du glaubst gar nicht, womit man sich herumschlagen muss, wenn man das Autorendasein zu Beruf macht. Klar wollen wir auch für junge Autoren ein Sprungbrett sein, sie bei dem Aufbau ihrer Story unterstützen, ihnen Hilfe bei der Suche nach Verlagen und Agenturen bieten, aber die Arbeit des Vereins nur darauf zu beschränken, wäre zu wenig. Wenn wir uns alle zusammenschließen, dann haben wir endlich die Position auch etwas zu erreichen und ich finde, genau das haben wir uns alle verdient, denn wir sind die kreativen Köpfe und nicht nur Zahlen in Verkaufsstatistiken.
🐧 Wie und wo findet man euren Verein, wenn man sich dafür interessiert?
🧙🏻 Da der Verein gerade gegründet wurde, haben wir bisher nur eine Facebook-Seite. Unsere Homepage www.autorengildeev.de folgt in Kürze, genauso wie eine Instagram-Seite und ein Youtube-Kanal. Sobald das alles steht, werden wir es bekannt geben.
🐧 Was ist deine Aufgabe?
🧙🏻 Ich bin die Geschäftsführerin. Wer also Fragen hat, kann sich gerne an mich wenden.
🐧 Die Autoren Gilde klingt ein bisschen wie aus dem Mittelalter, das ist scheinbar dein roter Faden.
🧙🏻 Der Name Autoren Gilde ist nicht allein auf meinen Mist gewachsen. Aber es stimmt, mich hat Geschichte schon immer interessiert. Das fing bereits in meiner Kindheit an. Nach meiner Zeit in der Computerschule hatte ich dann auch eine Kostümschneiderei für mittelalterliche und Renaissancegewandungen, Cosplay und Gothik. Mein Hobby war schon immer die Schneiderei. Es hat mir unheimlichen Spaß gemacht, historische Kleidung zu entwerfen, Borden und Perlen aufzusticken, um sie so originalgetreu wie möglich zu machen. Die schönsten Erlebnisse dabei waren eine Modenschau auf der Gothika in Köln und ein Wochenende auf dem Renaissancefestival in Neuburg an der Donau. Natürlich in eigener Gewandung.
🐧 Hattest du einen richtigen Laden oder war das mehr ein Hobby?
🧙🏻 Nein. Ich hatte ein ein großes Nähzimmer in unserer Wohnung. Es war ja auch nur ein Kleingewerbe. Ursprünglich sollte es auch nur ein Hobby sein, aber dann kamen zu viele auf mich zu, die eine Gewandung haben wollten, deshalb habe ich ein Kleingewerbe angemeldet. Sicher ist sicher!
🐧 Wie viele Jahre hast du das gemacht und konntest davon leben?
🧙🏻 Ich hatte die Schneiderei von 2008 bis 2018. Und ja, es war mein Job, aber leben konnte man davon nicht. Es war mehr saisonal. Hier im Rheinland hauptsächlich in der Karnevalszeit.
Außerdem war es nachher extrem schwierig, die Preise zu bekommen, die auch dem Aufwand entsprachen. Deshalb habe ich mich dann entschieden, mich lieber ganz meinen Büchern zu widmen.
🐧 Aber aktuell nähst du nicht mehr, bzw. nicht mit dem Aufwand, ich könnte mir denken kleinere eigene Dinge schon noch. Gibt es noch etwas anders außer Geschichten, Schreiben, die Gilde, Mittelalter in deinem Leben?
🧙🏻 Ja einiges. Ich bin inzwischen stolze Oma von fünf Enkelkindern, mit denen ich sehr gerne meine Zeit verbringe. Zusätzlich war ich Mitglied eines Gitarrenchors, bei dem ich bis vor Corona aktiv war und ich habe zusätzlich einige Jahre eine Tanzgruppe trainiert, für die ich auch die Kostüme genäht habe.
🐧 Zum Ende möchte ich doch noch mal auf dein Kindermusical kommen, hatte auch das bereits etwas mit Mystik und Mittelalter zu tun?
🧙🏻 Mittelalter nicht, aber ein bisschen Mystik war auch schon darin enthalten. Es ging um ein kleines Mädchen, dessen Stofftiere in ihrem Traum lebendig werden. In einem dieser Träume taucht dann ein Zauberer auf, der den Teddy entführt. Als das Mädchen morgens erwacht, ist der Teddy dann wirklich verschwunden und die Suche beginnt. Die eigentliche Botschaft war dann, dass, wenn man zusammenhält und sich gemeinsam schier unlösbaren Aufgaben stellt, es viel einfacher wird, sie zu lösen.
🐧 Die Frage wirkt nach so viel Reisen in eine andere Zeit etwas wie ein kleiner Bruch in diesem Pinguin Interview. Aber jetzt kommt zum Ende meine obligatorische Frage nach dem Lieblings-Tier aus unserer Kalle Pinguin Kindergeschichte?
🧙🏻 Ich glaube, der Vogel Strauß. Alleine schon wie er Kalle ansieht, ist toll. Ihm merkt man so richtig an, dass er mit einem Pinguin nicht viel anfangen kann, was ja verständlich ist, denn normalerweise begegnen sich die beiden ja sehr selten.