Interview-Partner: Folko [Illustrator]
🐧 Hallo Folko, welche Art Brettspiele spielst du gerne?
👷 Am liebsten spiele ich alle Arten von Escape-, Rätsel und Deduktionsspielen, also auch z.B. Codenames, Mysterium, Dixit und solche Sachen.
Für Escape- und Rätselspiele illustriere ich ja auch viel und zum Glück ist das Briefing oft so gehalten, dass ich die Spiele dann auch bei Erscheinen noch selbst spielen kann.
Ich liebe auch „Stadt, Land, Fluss“ und Quizspiele.
Bist du bei den Excape-Spielen immer beim „Brett“ oder gehst du auch mal gerne in einen Escape-Room?
👷 Ich war erst dreimal in einem richtigen Escape-Room, fand es aber immer super! Teilweise ist das Setting so liebevoll und aufwändig gestaltet. Und auch die Themenvielfalt ist mittlerweile erstaunlich. Dadurch ist es berechtigterweise nicht ganz billig, so dass ein Besuch mit der ganzen Familie nicht so oft vorkommt. Es gibt wohl auch schon welche mit Special Effects wie z.B. Nebel usw., das würde ich gerne mal erleben...
🐧 Wie sieht es mit Schach aus?
👷 Da habe ich ein leichtes „Trauma“ 🙂: Mein Vater hat mir damals die Regeln beigebracht und mich am Anfang auch öfter gewinnen lassen, wahrscheinlich damit ich den Spaß nicht verliere. Aber irgendwann fand er wohl, dass ich dafür zu alt wäre und plötzlich habe ich nur noch verloren.
Das war frustrierend 🙂
Ich hab als Kind auch nur unter Einhaltung der Regeln nach Gefühl gesetzt, Taktik spielte da nicht so eine Rolle.
Meine ältere Tochter Yola wollte auch irgendwann die Regeln kennen und wir haben ein paar Partien gespielt, aber das war es dann auch.
🐧 Dein Portfolio reicht vom Kinderbuch bis zu Computerspielen. Ausser, dass die Figuren und Graphiken alle aus deiner Feder kommen, was haben die Bereiche gemeinsam oder bist du so vielfältig unterwegs, um möglichst viel Abwechslung zu bekommen?
👷 Die Portfolio-Arbeiten aus dem Computerspiele-Bereich sind alle schon einige Jahre alt, mittlerweile arbeite ich fast nur noch für Brettspiele und Kinderbücher.
Mich hat früher schon die Abwechslung im Games-Bereich gereizt, ich habe dort von Animation, Character- und Propdesigns über Background, Matte und Texturepainting bis zu Storyboards und fertigen Games Assets alles gemacht. Nachteil war immer, dass man nur einen Teil zum großen Ganzen beisteuert. Mir wurden zwar während meiner Laufbahn auch immer mal wieder Art Direction-Positionen angeboten, bei denen man dann schon seine Gesamtvision verwirklichen kann, aber das wäre mir dann zu wenig Malen und Zeichnen gewesen und Leute zu führen hat mich auch nie gereizt.
🐧 Für die Interview-Leser:innen sollten wir dich ein bisschen vorstellen. (Magst du das in drei vier Sätzen übernehmen?)
👷 Ich bin gebürtig aus Hamburg, lebe aber seit über zwanzig Jahren in Berlin, mittlerweile mit meiner Frau, zwei Töchtern im Teenager-Alter und unserem Hund Kinski. Ursprünglich habe ich mal Soziologie studiert, das aber abgebrochen und eine Umschulung als Mediengestalter gemacht.
Durch ein Praktikum während der Ausbildung bin ich dann als Illustrator in einer Multimediaagentur gelandet. Als dann eine Stelle als Matte Painter/Concept Artist (sowas gab es damals fast gar nicht in Deutschland) bei einer Gamesfirma in Potsdam/Babelsberg angeboten wurde, bin ich dafür nach Berlin gezogen.
🐧 Das Zeichnen / Illustrieren reicht dir nicht. Zuletzt hast du via Instagram eine kleine Detektiv-Geschichte inszeniert. Du hattest Unterstützung, erzählt mehr über das Projekt.
👷 Ich habe schon immer gerne auch geschrieben, als Jugendlicher mal die eine oder andere Kurzgeschichte, dann kürzere Comics. Später habe ich mich dann für ein größeres und nie fertiggestelltes Comic-Projekt das erste Mal ernsthaft mit Dramaturgie beschäftigt. Es gab aber auch viele Jahre, in denen ich gar nichts geschrieben habe.
Irgendwann habe ich dann mit einem Thriller begonnen, etliche Schreibratgeber durchgeackert und Podcasts zum Schreiben gehört. Einen besonderen Motivationsschub gab es, als die Podcasterin Pia Rhona-Saxe („Pia liest“, „Stimmen im Kopf“) meine Kurzgeschichte „Der Container“ als Hörspiel inszeniert hat.
Durch die Beschäftigung mit Escape-Games und immer aufwändiger inszenierte Schatzsuchen zu den Geburtstagen meiner Töchter ist dann meine Begeisterung aus der Kindheit für Ratekrimis wiedererwacht. Und nun erscheint tatsächlich am 21. Februar der erste Teil meiner Ratekrimi-Reihe „Die Cobra-Bande und der geheimnisvolle Sprayer“ im EMF Verlag! Darin werden die zwei Geschwister Bea und Otto aus Hamburg während der Sommerferien in Berlin bei ihrem Opa in einen Kriminalfall verwickelt. Hilfe bekommen sie von Technik-Nerd Cem und Beas Raben Rabbit. Zum Start habe ich dafür einen animierten Buchtrailer realisiert. Dafür hat meine jüngere Tochter die Figur der Bea gesprochen. Yola ist Schauspielerin (Sie hat Lottas beste Freundin Cheyenne in den Verfilmungen der „Mein Lotta-Leben“-Comicroman-Reihe von Alice Pantermüller und Daniela Kohl gespielt), aber ihre Stimme war schon etwas zu alt für Bea. Zum Glück ist meine jüngere Tochter Kaya genauso begabt und hatte total Lust darauf. Um den Trailer zu realisieren, musste ich mich wieder in die Animationssoftware einarbeiten, die gezeichneten Charaktere entsprechend aufbereiten, usw., ein ganz schöner Aufwand. Um die ganze Vorarbeit noch besser zu nutzen, kam mir eine Woche vor dem ersten Advent die Idee mit dem Adventskrimi für Instagram, bei dem man Bea hilft, einen Dieb zu schnappen. Da das so spontan war, habe ich den nächsten Teil immer erst in der Woche vor dem nächsten Advent produziert. Die Sprachaufnahmen haben wir dann auch einfach mit dem Handy gemacht. Für den Buchtrailer konnten wir zum Glück in das Studio eines lieben Freundes, er hat auch tolle Musik zum Trailer komponiert und produziert, man darf also gespannt sein 🙂
🐧 Wie bist du zum Zeichnen gekommen, klassisch bereits als Kind während die anderen Fussball gespielt haben?
👷 Ja, Fußball war tatsächlich nie mein Ding und bis heute kann ich mich nicht dafür begeistern 🙂
Ich hab schon immer gerne gebastelt, gezeichnet, eigene Hörspiele aufgenommen und sowas.
Am Anfang waren es die klassischen Disney-Figuren, die ich abgezeichnet habe. Schließlich kam die Hip-Hop-Bewegung nach Deutschland mit Rap, Breakdance und natürlich Graffiti. Das hat mich total begeistert und ich wurde als „Ray-X“ Teil der damals ganz neuen, noch recht kleinen Szene. Über die Anfänge der Hamburger Graffiti-Szene gibt es übrigens gerade eine fantastische Ausstellung im Museum für Hamburgische Geschichte: „Eine Stadt wird bunt“. Dort ist auch ein mit Airbrush gemaltes Backpiece (Graffitipiece auf Stoff zum Tragen auf dem Rücken einer Jacke) von mir aus der Zeit zu sehen. Später bin ich dann wieder bei den Comics gelandet, besonders die gemalten Werke von Beb Deum und Oliver Ledroit hatten es mir angetan, so dass ich auch Acrylmalerei gelernt habe. Im Job kam ich dann zum digitalen Malen.
🐧 Was machst du, wenn du dir keine Geschichten ausdenkst und mal nicht zeichnest?
👷 In meiner freien Zeit gehe ich am liebsten auf Spaziergänge im Wald mit unserem Hund, lese viel (Thriller, historische Romane, Krimis, Science-Fiction und Comics aller möglichen Genres) und verbringe Zeit mit meiner Familie. Relativ selten male ich auch, mit Acryl oder Sprühdose. Zu meinen „guilty pleasures“ gehören Trash-TV und Fruchtgummis. Um den negativen Auswirkungen von letzterem entgegenzuwirken, gehe ich seit neuestem ins Fitnessstudio und mache Krafttraining. Während der Arbeit höre ich fast ständig True Crime-, Trash-TV- oder Laber-Podcasts.
🐧 Wenn du Geschichten gerne inszenierst, liest du auch gerne vor?
👷 Ja, das hat bei uns in der Familie Tradition, ich habe noch vorgelesen, als beide Töchter schon lange selbst lesen konnten. Jetzt mit meinen eigenen Büchern könnten Lesungen vor Publikum natürlich ein Thema werden. Ich habe in der Vergangenheit schon mal eine Doppelstunde in der Klasse einer Freundin, die Grundschullehrerin ist, gestaltet. Da habe ich den Beruf des Illustrators vorgestellt und mit den Kindern gezeichnet. Das hat sehr viel Spaß gemacht. Um die Aufmerksamkeit beim jungen Publikum zu halten, könnte ich solche Anteile (und natürlich Rätsel aus der Geschichte!) in eine Lesung einbauen...
🐧 Ich bin in der ganz kleinen Zuhörerschaft unterwegs mit meinem Kalle Pinguin, die Kita-Kinder sind noch nichts für Lesekrimis. Also zur Abschlussfrage, welches ist dein Lieblings-Tier aus „Die Not ist gross, einer muss los“?
👷 Mia, die Giraffe! Ich finde, Giraffen sind ungewöhnlich und schön. Die erwachsenen Tiere elegant, die Jungen staksig und putzig. Mia ist Vegetarierin, das finde ich super! 😉