Interview-Partner: Heidi Leenen [Kinderbuchautorin]
🐧 Hallo Heidi, „Jedes Kind ist ein Künstler. Das Problem ist nur, ein Künstler zu bleiben, während man erwachsen wird“. Wer hat es gesagt und brauchen wir lauter Künstler?
❤️ Hallo Bo, schön, dass wir uns hier begegnen!
Das Zitat stammt von Picasso und ich mag seinen Ansatz. Mit Farbe, Musik, Sprache und Materialien experimentieren macht die Welt bunt und vielfältig. Ich selber liebe es, mit Worten Bilder zu malen. In jedem Kind stecken Phantasie und Kreativität. Es ist eine lohnende Aufgabe, genau dies heraus zu kitzeln. So entdecken Kinder eigene Potentiale.
🐧 Auf deiner Homepage findet man schnell einen Link zur „Kinderstiftung Lesen Bildet“ oder „Du bist wertvoll Stiftung“. Was machst du da genau?
❤️ Ja, ein wertvoller Teil meiner Arbeit als Kinderbuchautorin ist die Zusammenarbeit mit diesen beiden wundervollen Stiftungen.
Kinder sollten die gleichen Chancen haben, doch viele werden in ihrem Umfeld nicht gefördert. Als Botschafterin der Kinderstiftung Lesen Bildet kann man z.B. durch Öffentlichkeitsarbeit, Lesungen und mit Materialien auch Kinder erreichen, deren Stärken nicht erkannt werden.
Im Team der „Du bist wertvoll Stiftung“ stecke ich in kreativen und musikalischen Projekten zur Persönlichkeitsentwicklung. Kinder lernen, sich selbst zu entdecken und zu mögen, den anderen zu schätzen, ihr Leben und die Zukunft selbstbewusst zu gestalten.
🐧 In letzter Zeit findet man auf deinen social media Accounts die Schnecke Emma und das Zoo-Orchester. Warst du schon immer Autorin?
❤️ In meinem ersten Leben war ich Erzieherin und liebe bis heute die Arbeit mit Kindern. Mein Schwerpunkt war damals die Musik, so bildete ich mich fort und leitete schließlich über 20 Jahre eine Schule für musikalische Früherziehung. Ich vermisste ein fröhliches Buch mit allen Instrumenten, ohne große Dramatik, aber dafür mit großem Spaßfaktor. Da ich nichts fand, schrieb ich selber. Die Lust auf Sprache hat mir wohl mein Vater mitgegeben. Er war mit seinem Sinn für Humor und Wortspielereien mein kindlicher Held. 2009 erschien „Der Elefantenpups – Direktor Fröhlich und das Zoo-Orchester!“ Ich staune manchmal selber, dass es vier Bände wurden und diese immer wieder in Konzerthäusern gespielt werden oder fächerübergreifend in der Grundschule eingesetzt werden.
Dann kam Emma, die kleine Schnecke in unterschiedlichen Formaten dazu.
Es sind verrückte, aber auch spannende Zeiten. Ich stecke in Projekten, Lesungen und Planungen.
Neue Geschichten, tolle Begegnungen und leuchtende Kinderaugen machen das Herz voll.
🐧 Ich habe für unseren Protagonisten einen Pinguin gewählt. Mein kleiner Sohn war damals schon ein glühender Pinguin Fan, da war das im Grunde vorgezeichnet. Wie bist du auf eine Schnecke und einen Elefanten als Hauptfiguren deiner Geschichten gekommen?
❤️ Für Emmas Geschichte suchte ich ein Tier, das durch die Welt zuckelt und im Wald, auf Feldern und am Wasser anderen Tieren begegnet und sie beobachtet. Ganz klar: eine Schnecke! Kinder kennen sie aus ihrem Lebensumfeld und können die wippenden Fühler prima nachahmen.
Gemeinsam helfen die anderen Tiere Emma, zu erkennen, wie einzigartig und besonders sie selber ist.
Beim Zoo-Orchester wurde ein Elefant zum Protagonisten. Pombo, der immer dann pupst, wenn es ihm besonders gut geht. Zum Glück in jedem Band nur einmal, aber dann so richtig mit der dicken Tuba. Pombo ist derjenige, der ein Problem erkennt und gemeinsam mit dem Zoo-Orchester musikalische Lösungen sucht und findet. Jedes Mal ein kleines Fest!
🐧 Deine Geschichten gibt es auch auf Chinesisch, war es schwer Mandarin zu lernen und die Zeichen zu malen?
❤️ Ja, es stimmt, alle Bücher wurden übersetzt, doch von echten Spezialisten. Mein Chinesisch beschränkt sich nur auf einige wenige Worte.
Im 2. Band kommt Mei Yue (das bedeutet „schöne Musik“) in den Zoo. Das Panda-Mädchen fasziniert die Kinder hier bei uns und bei der Frankfurter Buchmesse sprang der Funke auch nach China über.
2017 war ich in der Metropole Chongqing zu Konzerten eingeladen – ein unvergessliches Erlebnis!
Und gleich der Ansporn für den 4. Band - Mei Yue möchte ihre Freunde in Shanghai besuchen. Eine abenteuerliche Reise auf dem Containerschiff mit Melodien aus fernen Ländern.
🐧 Worin besteht ein kleines bisschen mehr deine Leidenschaft, im Erfinden und Schreiben oder eher im Vorlesen und Präsentieren deiner Geschichten?
❤️ Spontan denke ich: erst die Arbeit, dann das Vergnügen! Doch … auch das Recherchieren und Konzipieren macht mir Freude. Die Vorstellung, wie Kinder und Erwachsene reagieren, grübeln, lachen, in Bewegung kommen – das alles beflügelt mich.
Die Mitmach-Lesungen sind dann schon besondere Glücksmomente. Anstrengend, aber wunderschön!
🐧 Konzipierst du das „Mitmachen“ in den Geschichten gleich mit oder sind das dann Extras, die du dir je nach Aktionswillen deines jungen Publikums aus der Geschichte ableitest?
❤️ Vieles ist bewusst geplant, z.B. Melodien wie der Gute-Laune-Reggae, den wir mit Rasterperücken und Sonnenbrillen umsetzen und den alle mittanzen können. Es macht aber immer auch Spaß, spontan auf die Kinder zu reagieren. Keine Lesung ist wie die andere und genau das mag ich.
🐧 Deine Schnecke Emma nimmt sich Zeit, um anderen Tieren zu begegnen, einfach weil sie in aller Ruhe kriecht. Da haben wir eine kleine Parallele, Kalle ist auf Land auch kein besonders schnelles Tier, ich habe den Pinguin als Verbindung zu den anderen Tieren allerdings nicht wegen seines Watschelgangs ausgesucht, sondern weil er super geeignet war als Besucher Afrikas, das Land in dem die meisten anderen Tiere von Jenna leben. Welches ist dein Lieblings-Tier aus unserem Kinderbuch?
❤️ Ich bin Giraffen-Fan, darum gibt`s im Zoo-Orchester Bella an der Harfe. Auch eure Mia hat mir schon zugezwinkert.