Interview-Partner: Jeannine Platz [Künsterlin]
🐧 Hallo Jeannine, was ist THE VOICE ON MY SKIN?
🎨 Das ist mein aktuelles Langzeitprojekt. Zusammen mit @wieglas machen wir die Stimme auf der Haut sichtbar. Dabei wird der Körper zu einer lebendigen Leinwand. Liedtexte oder Sprechtexte werden kalligraphiere ich auf Gesicht, Hände, Arme oder den ganzen Körper. Davon machen wir Aufnahmen, Fotos oder Film. Am Ende wird es eine Ausstellung dazu geben.
🐧 Das finde ich total spannend, die Clips, die du auf Instagram veröffentlichst, zeigen wie das Werk entsteht, sowie das fertige Werk, bzw. wie oder wann ist das Werk insgesamt fertig?
🎨 Die Ausstellung soll 2024 stehen, wenn ich es bis dahin schaffe 100 Texte auf die Haut zu kalligraphieren. Ich das immer ein bisschen weiter hinaus geschoben, aber so langsam soll es dann auch raus. Bei 63 bin ich bereits, ich würde gern noch ein paar internationale Künstler:innen dazu nehmen.
🐧 War das einfach die Sänger:innen und Schauspieler:inne dazu zu bewegen, es sind durchaus bekannte Namen dabei?
🎨 Ein paar bekannte sind dabei, aber das spielt keine Rolle. Am Anfang war es schon schwer auch auszuloten wohin die Reise geht. So eine Idee muss mit Leben gefüllt werden, verändert sich, vor allem am Anfang, immer noch sehr.
Mit der Zeit hat sich das aber gefunden. Jetzt wissen meine „Leinwände“ schon bescheid, was auf sie zu kommt, das macht die Sache schon erheblich leichter, am Anfang musste der eine oder die andere abgeholt werden und der ganze Ablauf mit dem Filmen und Fotographieren hat eine gewisse Routine erfahren.
🐧 Hast du Kunst studiert?
🎨 Ich habe Schauspiel studiert. Ich bin auf der Schauspielschule gewesen und stand Jahrelang auf der Bühne. Das macht mir auch immer noch Spaß.
🐧 Spielst du aktuell auf einer Bühne?
🎨 Nein, ich mache das vielleicht mal wieder, aber im Moment nicht. Ich bin mit den Bildern und Kalligraphie-Arbeiten vollkommen erfüllt.
Aber was ich schon gemacht habe ist, dass ich bei einer Ausstellung zu meinen Bildern Schauspiel-Kolleg:innen dazu geholt habe, zu jedem Bild gab es dann einen Text, ein Vortrag, ein Spiel. Da habe ich mir meine Bühne in die Ausstellung geholt, das war fantastisch.
🐧 Erzähl etwas zur Kalligraphie. Deine „Schrift“-Stücke sind immer elegant geschwungen, egal ob auf großen Flächen oder in kleinen Bahnen, du hast immer eine gerade Grundlinie. Wie geht das?
🎨 Letztlich dadurch, dass ich das immer und immer wieder mache. Ich habe zwar nicht Kunst studiert, aber ich habe schon Unterricht genommen, beispielsweise bei den Asiaten. Die meditieren bevor sie schreiben, das habe ich mir einverleibt. Der ganze Körper geht mit. Genauso habe ich mir europäische oder arabische Kalligraphen angeschaut. Die leben das ganz anders und ich habe mir von überall davon ein bisschen abgeholt.
🐧 Die Körper beschreiben ist dein eigenes Projekt, ich habe auch gesehen, dass du auf dem Schrottplatz ein altes Auto mit deiner Schrift schmückst. Mit was kommt mal jemand vorbei und sagt, beschreib mir das mal?
🎨 Einladungen im Luxus-Segment. Da gibt es auch nur die eine Anzahl an Material und keinen Platz für Fehlversuche. Aber ich liebe das, nur diesen einen Versuch zu haben. Das lege ich mir dann zurecht, mache vielleicht laut Musik an und habe dann genau diesen einen Versuch und ich weiß genau wo mein Schwung hin geht. Diese Bewegung steckt so in mir drin, da bin ich mir ganz sicher und das fühlt sich dann richtig gut an.
🐧 Was sind für dich Farben?
🎨 Ein großes Experiment, ein Abenteuer.
Ich erinnere mich daran, dass ich einmal als Kind mit Buntstiften auf einem Zettel gemalt habe. Ich habe dabei gemütlich auf dem Teppich gelegen und nebenbei einen Nivea Topf gefunden. Da bin ich mit den Fingern rein und habe die Creme in die Farben gemischt, so habe ich quasi spielerisch gemerkt was dieses Öl mit den Pigmenten macht. Für mich war es als Kind einfach ein WOW-Effekt, ich kann wischen, verreiben und ich spiele heute immer noch gerne mit den Möglichkeiten und liebe es mit Öl zu malen. So habe ich aber mit der Zeit viele Vorzüge bestimmter Farben für mich entdeckt.
Ich brauche das für mich, dass ich die Erfahrungen mache. Was ich nie gemocht habe ist, wenn mir jemand sagt was ich gerade malen soll. Ich brauche das passende Gefühl, dann kommt alles von alleine.
🐧 Aber du hast eigentlich Schauspiel studiert und hast auch als Schauspielerin gearbeitet, vielleicht etwas was ich kenne?
🎨 Was dir vielleicht bekannt ist, das Ohnsorg Theater.
🐧 Klar, das ist mir ein Betriff und ich war auch schon mal da, ist allerdings eine Weile her. Wie bist du nun von der Schauspielerei zur Malerei gekommen?
🎨 Gemalt habe ich schon immer, die Veränderung war nur, dass ich einen Schritt aus der Schauspielerei herausgegangen bin und einen Schritt mehr hinein in die Malerei. Das war als meine Kinder kamen. Ich musst hier oder da Rollen oder mal eine Vorstellungen absagen, weil die Kinder krank waren oder so – da war ich raus.
Der Übergang war aber schleichend. Ich habe neben der Bühne auch synchronisiert oder Hörspiele eingesprochen. Lange Jahre habe ich zum Beispiel das Hörspiel Ponyfee gesprochen. Da gab es zwei drei Termine im Jahr bis die Serie eingestellt wurde. Der Verlag hat nach 26 Folgen die Kiste zu gemacht, was ich sehr schade fand, weil es mir unheimlichen Spaß gemacht hat. Wobei ich ich über das Ende nicht traurig war, zum einen war alles gesagt, aber auch weil nach jedem Ende kommt einfach ein Neuanfang, eine schöne nächste spannende Aufgabe.
Geliebt habe ich Petterson und Findus, das Sams, der kleine Prinz aber auch tragische Geschichten, die einfach schön in die Tiefe gehen.