Interview-Partner: Martin [Fotograph]
🐧 Hallo Martin, wir haben im letzten Jahr zusammen an einem kleinen Projekt gearbeitet, was, das möchte ich hier noch gar nicht verraten, aber es hat mit Daniel Dorfkind zu tun, er hat uns da quasi zusammengebracht. Du bist Fotograph. Hast Du damit Deine Leidenschaft zum Beruf gemacht?
📷 Früher habe ich nur nebenher fotografiert - immer nur zum Spaß. Ich wollte immer besser werden, habe Workshops und Seminare besucht und ein Fernstudium zur Fotografie abgeschlossen. Alles nur als Hobby. Ich bin Betriebswirt (VWA) und war zuletzt Vertriebsleiter von einem innovativen Unternehmen im Westerwald.
Doch immer mehr Menschen haben mitbekommen, dass ich Fotos mache und so wurde ich immer häufiger gefragt „Kannst du uns nicht mal fotografieren?“, „Kannst du Fotos auf unserer Hochzeit machen?“.
Erst waren es nur Freunde, dann Freunde von Freunden und dann mir völlig unbekannte Personen. Da Fotoequipment teuer ist und ich schon genug Merci-Schachteln im Schrank habe, habe ich ein Gewerbe angemeldet und mir überlegt meine Leidenschaft zum Nebenberuf zu machen.
Vor 10 Jahren habe ich mich dazu entschlossen zu kündigen und nur noch zu fotografieren. Somit mache ich jetzt hauptberuflich mein Hobby, wobei da natürlich viel mehr dran hängt, als das eigentliche Fotografieren.
🐧 Zu meiner Schulzeit bin ich mal mit mechanischer Spiegelreflex Kamera, Ausbelichten von schwarz-weiß Fotos in die Welt der Bilder eingestiegen. Wie hast Du angefangen?
📷 Als ich 5 oder 6 Jahre alt war, habe ich eine ganz einfache, gebrauchte Kamera von meinem Opa bekommen. Meine ersten Fotos habe ich dann im Zoo Neuwied gemacht.
🐧 Ist das Fotografieren heute noch das, was es mal gewesen ist. Kommt es in erster Linie darauf an das Bild im Sucher gleich bestens zu platzieren, auf den Lichteinfall zu achten oder hat sich das mit der Möglichkeit der digitalen Fotographie bei Dir sehr auf den Rechner verlagert. Wie viel Nachbereitung und Bildbearbeitung bedarf es?
📷 Die Zeit vor dem Computer ist je nach Kundenwunsch im Schnitt ungefähr 2 - 3x so lang, wie das eigentliche Fotografieren. Grundsätzlich hat sich die Fotografie stark verändert. Heute hat jeder ein Smartphone in der Tasche und damit immer eine Kamera bei sich.
Was sich nicht geändert hat, ist dass man aufmerksamer für seine Umwelt ist. Stell dir vor, du bist auf einer Wanderung unterwegs von A nach B.
Dann gehst du los und die meiste Zeit wirst du auf den Weg vor dir schauen. Du möchtest ja nicht fallen oder stolpern. Wenn du aber die Kamera dabeihast und weißt, dass du mit schönen Fotos nach Hause kommen möchtest, so wirst du dich die ganze Zeit umschauen. Du wirst nach schönen Motiven gezielt Ausschau halten und ich glaube, dass du auch mehr sehen wirst als jemand, der einfach nur den Weg geht. Ich glaube, dass für dich dann das Erlebnis viel intensiver ist.
🐧 Das ist es, das kann ich bestätigen – ich bin dabei geblieben, beim Fotographieren, aber weiter als Hobby-Fotograph. Ich kenne es aber auch andersherum, dass ich die Kamera schon mal mit Absicht nicht dabeihabe, wiederum dafür, dass ich das Erlebnis komplett pur aufsauge. Die Motivsuche steigert die Aufmerksamkeit für Details oder den besonderen Blickwinkel, die Motivsuche kann aber auch ablenken.
📷 Natürlich mit dem Smartphone auch immer eine Kamera dabei.
Meine „richtige“ Kamera bleibt aber oft ganz bewusst zu Hause, zum Beispiel an Geburtstagen. Es gab eine Zeit, da wurde vorausgesetzt, dass ich Fotos mache. Einmal war der Gastgeber richtig sauer auf mich, dass ich ohne Kamera zu seinem (runden) Geburtstag gekommen bin.
Es gibt für mich zwei Möglichkeiten. Entweder ich bin Gast. Dann genieße ich die Feier, spreche mit den Menschen die da sind und habe Spaß. Oder ich bin Fotograf. Dann halte ich die ganzen Augenblicke fest, die Deko und alle kleinen Details. Dann bin ich aber kein Gast, sondern die ganze Zeit konzentriert dabei, damit ich nichts verpasse. Beides zusammen klappt nicht, zumindest nicht, wenn man es richtig machen will.
🐧 Hast Du ein Thema, was Du gern mal fotografieren möchtest, aber das bisher für Dich unerreichbar ist?
📷 Das ist eine spannende Frage. Ich merke, dass ich mich das lange nicht gefragt habe, da ich nur noch im Kundenauftrag tätig bin - außer im Urlaub natürlich.
Auch ein komplett freies Projekt hatte ich schon lange nicht. Darüber muss ich mal länger nachdenken.
Spontan habe ich da gar nichts. Da ich auch Familie habe, bin ich entweder am Arbeiten oder für die Familie da. Ich würde gerne mal ohne den Druck Umsatz machen zu müssen, mit der Kamera unterwegs sein, zum Beispiel In Neuseeland oder Kanada. Also wenn du jemanden weißt, der das gerne sponsern möchte, gib unbedingt meine Kontaktdaten weiter.
Mir fällt da gerade niemand ein, aber jede Leserin oder Leser dieses Interviews ist eingeladen an dieser Stelle sich einzubringen. Einfach eine PN schreiben.
🐧 Hast du denn als Fotograph mal etwas erlebt, wo du sagen würdest, dass das nicht ganz gewöhnlich wäre?
📷 Ich war beauftragt einen Heiratsantrag in einem Restaurant zu fotografieren, aber so, dass die Dame des Herzens es nicht mitbekommt. Das war eine durchaus größere Herausforderung und erforderte etwas Planung.
Also war ich vorab mit dem Restaurant genau besprochen, wie wir vorgehen können und auch, was ich anziehen muss, um mich optisch nicht vom Personal zu unterscheiden.
Am Tag selbst war ich dann viel zu früh da, habe meine Kamera startklar gemacht und unauffällig bereitgelegt. Vom Restaurant habe ich dann noch eine Schürze bekommen und hinter dem Tresen dann Gläser poliert. So hatte ich alles genau im Blick und konnte das Eintreffen beobachten und die beiden nicht aus den Augen lassen, um dann genau zur richtigen Zeit meine Kamera zu zücken und Fotos zu machen. Es hat alles geklappt. Sie hat mich nicht bemerkt, aber vor allem hat sie JA gesagt. Wir haben dann auf dem Gelände um das Restaurant herum noch ein paar Paarfotos gemacht, bevor sie ihr Menü genossen haben.
🐧 Bist du Foto-Nerd?
📷 Hahaha, nein, ich glaube nicht. Ich fotografiere zwar unglaublich gerne, aber wenn du mich privat einlädst, werde ich ohne Kamera bei dir erscheinen.
Auch kaufe ich mir nicht gleich eine neue Kamera, wenn ein neues Modell auf den Markt kommt.
🐧 Wir haben ja nicht nur den Daniel als gemeinsamen Bekannten, Du fotografierst viel in Kitas – ich halte hin und wieder, so es die Zeit zu lässt, Lesungen in Kitas. Unser Publikum sind die Kinder. Sind Kinder die besseren Models?
📷 Ich habe selbst zwei Kinder und darüber hinaus ohnehin schon immer einen guten Zugang zu Kindern.
Wenn ich es mir aussuchen kann, dann mache ich in KITAs keine Fotos vor einem Hintergrund, sondern draußen. Ich spiele mit ihnen. Ich lasse sie klettern und mache irgendeinen Quatsch mit ihnen.
Draußen sind selbst sehr zurückhaltende Kinder viel lockerer als im mobilen Fotostudio.
Wenn Kinder Spaß haben, dann gibt es auch gute Fotos.
Insofern sind es sehr gute Models, die ich immer wieder gerne vor der Kamera habe, ob alleine, mit Freunden oder der Familie.
Da habe ich es häufiger mit den Papas schwieriger als mit dem Kind.
🐧 Weil diese sich nicht so gern fotographieren lassen wollen?
📷 Ja, genau. Meist machen die Mamas die Termine mit mir und die Männer werden dann zum Fotoshooting mitgenommen. Sie sagen viel schneller als die Kinder, dass es jetzt genug ist. Daher versuche ich alles, dass sie auch Ihren Spaß dabeihaben.
🐧 Bevor wir jetzt wieder von den Kinder weg kommen, welches ist Dein Lieblings-Tier aus unserem Kinderbuch mit Kalle Pinguin?
📷 Mir gefällt der Vogel Strauß am besten - also die erste Begegnung.