Interview-Partner: Silvio Neuendorf [Illustrator]
🐧 Hallo Silvio, wer auf Deiner Homepage nach Arbeiten von Dir sucht, kann eine Liste aller illustrierten Bücher von Dir finden. Bagger, Weihnachtsmann, Quatschohr, blöde Ziegen und dumme Gänse und vor allem Käpt’n Sharky.
Ist Käpt’n Sharky eine Erfindung von Dir oder eine reine Auftragsarbeit?
🏴☠️ Die Geschichte des kleinen Piraten hat sich Autorin Jutta Langreuter ausgedacht und für den Coppenrath-Verlag geschrieben. Wir hatten schon bei einem anderen Projekt zusammengearbeitet und sie wollte (zum Glück😅) unbedingt, dass ich den kleinen Kerl illustriere. Und da ich auch bereits mit Coppenrath erfolgreich Bücher gemacht hatte, war man dort nicht abgeneigt. Das Aussehen der Figuren und die gesamte Optik habe ich mir ausgedacht, auch das Hailogo auf seinem Hut, das ihm dann letztendlich seinen Namen gegeben hat.
🐧 Ich kenne Käpt’n Sharky nicht nur als Bücher, in Buchhandlungen stehen auch eine Menge Artikel mit den Motiven darauf. Gleichzeitig sehe ich, dass es unterschiedliche Autorinnen für den Käpt’n gibt. Bist Du denn der alleinige Illustrator für alle Bücher und auch die Artikel?
🏴☠️ Die Bilderbücher wurden und werden alle von Jutta Langreuter geschrieben, seit vielen Jahren wird sie dabei von ihrem Sohn Jeremy unterstützt, der seit einigen Bänden nun auch als Co-Autor auf dem Cover steht. Ich illustriere alleine die Bücher und viele der Illustrationen werden auch für die Spiegelburgprodukte und von Lizenznehmern zweitverwertet, einige Illustrationen lege ich dabei extra für Merchandisingprodukte an. Zusätzlich gibt es auch Sharky-Comics von BlueOcean, die werden bei Comicon in Spanien gezeichnet.
🐧 Arbeitest du mit den Autorinnen direkt zusammen?
🏴☠️ Jutta, Jeremy und ich sind gut befreundet und wir unterhalten uns im Vorfeld über die anstehenden Themen, dabei bringe ich oft auch Ideen oder Wünsche ein, wir sind da in häufigem Ausrausch, haben auch eine WhatsApp-Gruppe für schnellen und unkomplizierten Gedankenaustausch. Das meiste läuft per Telefon, denn die beiden wohnen in München und ich in Aachen. Das eigentliche Ausdenken und Schreiben der Geschichte machen aber die beiden. Ist diese dann fertig lektoriert, fängt meine Arbeit an.
🐧 Du illustrierst gerne abenteuerliche und phantastische Geschichten jeglicher Art, Piraten, Ritter, Märchen, Zauberer, Drachen...
Also eher kein Fantasie oder Sience-Fiction. Wie passen da aber die Bagger, Trecker oder Abschlepper ins Bild?
🏴☠️ Märchen, Zauberer, Drachen sind keine Fantasie? 😉
🐧 Doch, natürlich. Ich war bei Fantasie mehr bei Herr der Ringe und Co. Du hast recht, dann streiche ich Fantasie schnell mal aus meiner Frage.
🏴☠️ Natürlich würde ich gerne SciFi illustrieren, ich bin ein Riesenfan und mein „Arbeitszimmer“ wird von unzähligen StarTrek und StarWars-Raumschiffen bevölkert. Aber ich bin nunmal Bilderbuchillustrator und illustriere die Themen, die meine Verlage sich gut mit mir vorstellen können. Und leider ist SciFi für die junge Zielgruppe kein Thema bei den Verlagen. Und mich da anderswo anzubieten oder auszuprobieren, dafür fehlt mir die Zeit und auch die Motivation. Ich bin über Jahre vollkommen ausgelastet mit meinen Aufträgen und sehr glücklich damit.
Die Trecker, Bagger usw. hatte ich mal bei Coppenrath vorgeschlagen, ich bin ein großer Filmautofan und -sammler und wollte immer mal sowas illustrieren. Das ist das Schöne: Wenn man erfolgreich ist, kann man sich auch durchaus mal was wünschen (wenn es irgendwie ins Programm passt)… 😉
🐧 Hast Du einen besonderen Titel, den Du erarbeiten durftest, an den Du Dich besonders gerne zurück erinnerst?
🏴☠️ Käpt‘n Sharky und jetzt der neue Lenny Hunter sind meine absoluten Lieblinge, in Ihnen steckt das meiste Herzblut und es ist jedesmal wie ein „NachHausekommen“, wenn ich ein neues Buch aus diesen Reihen beginne. Dann bin ich sehr stolz auf meine „BlödeZiege-dummeGans“-Reihe zusammen mit der grandiosen Isabel Abedi.
🐧 Wie sieht Dein Illustrations-Alltag aus?
🏴☠️ Ich bin zum Glück selbstständig und kann arbeiten wann ich will. Das ist Gold wert für jemanden wie mich, der nicht zu den Frühaufstehern zählt 🙂
Trotzdem muss man sehr diszipliniert sein und sich Zeitpläne machen, denn pünktliches Abliefern der Illustrationen zählt für mich zu den Grundpfeilern meiner Arbeitsphilosophie und ich bin überzeugt davon, dass es auch sehr wichtig für meinen Erfolg war und ist. Verlage lieben pünktliche Illustratoren, denn jede Verzögerung kostet meistens richtig Geld.
Ich nähere mich einem Thema immer spielerisch, recherchiere lange im Netz, Büchern, Filmen, Comics, skizziere locker, mache mir Notizen. Es gibt nie den einen Moment, bei dem ein weißes Blatt vor mir liegt und ich mir sage „So, jetzt fange ich an!“. So vermeide ich jegliche „Verkrampfung“, alles fließt locker ineinander über… und wenn es mal hakt, mache ich Pause, trinke Kaffee, gehe Spazieren… und danach geht‘s immer problemlos weiter. Wenn dann die Vorarbeit gemacht ist, erstelle ich auf einem Übersichtsblatt eine Art Storyboard, bei dem ich in sehr kleinen groben Scribbles jede Doppelseite des Bilderbuchs anskizziere, so sehe ich sehr schnell, ob das Buch abwechslungsreich genug ist und der Ablauf funktioniert.
Nach einer ersten Besprechung mit meiner Lektorin lege ich dann die ausgearbeiteten Skizzen an, früher immer mit Bleistift, seit einigen Jahren aber digital auf dem I-Pad – da ist es einfacher, Dinge noch zu ändern, zu überarbeiten, direkt per Mail (Ohne Einscannen) an den Verlag zu schicken. Nach einer weiteren Korrekturrunde mit der Lektorin drucke ich die Skizze aus und übertrage sie dann am Leuchttisch auf Aquarellpapier. Die Umsetzung findet nach wie vor „Altmodisch analog“ auf Papier mit Pinsel und Acrylfarbe statt. Ein Sharky-Buch dauert etwa drei bis dreieinhalb Monate.
🐧 Rasenmähen ist nicht so Dein Ding, darum habt ihr euch für einen eher kleinen Garten entschieden. Hätte die Arbeit nicht ein Rasenmäher-Roboter übernehmen können?
🏴☠️ Ich mag einfach keinen Rasen, das ist so schön typisch „ordentlich deutsch“, aber im Grunde biologisch nahezu tot. Dass zu einem schönen Garten ein sauber gemähter Rasen gehören muss, ist eine Erfindung der Rasenmäherhersteller 🙂
Wir haben bei uns den sowieso kleinen Platz jetzt komplett durch Wildblumen und Sträucher ersetzt, um möglichst vielen Insekten Nahrung und Raum zu bieten. Bienen, Schwebfliegen, Schmetterlinge und Käfer schaue ich lieber an als Rasen 🙂
Ich liebe es, in der Natur zu sein, aber ordentlich sollte es da nie aussehen…
Ich spaziere jeden Tag eine Stunde, das ist nicht nur gut für die Gesundheit, sondern macht auch den Kopf frei. Einmal die Woche spiele ich mit lieben Menschen Volleyball.
Ansonsten bin ich sehr froh über den sicheren Hafen und Rückhalt meiner Familie.
Darüber hinaus bin ich ein großer Filmfan und Sammler von Filmmodellen, Comics, Zeichnungen und Autographen – ich sage immer gerne, dass mein „Arbeitszimmer“ das Spielzimmer eines kleinen Jungen mit dem Portemonnaie eines Erwachsenen ist. Ich finde, wenn man Bücher für Kinder macht, muss man dafür sorgen, dass man selbst nicht zu erwachsen wird… 🙂
🐧 Was ist „The Art oft Inclusion”?
Das ist ein wunderbares Projekt meiner Künstlerfreundin Gee Vero, aber das schreibe ich jetzt nicht nochmal alles hierhin, dass kannst du gerne auf meiner Homepage nachlesen/rauskopieren 😉
🐧 Das werde ich nicht machen, aber ich setze hier ganz Internet like, einfach den Link ein: The Art oft Inclusion
Dann kommen doch zu direkt zur Abschlussfrage, was ist dein Lieblings-Tier aus DIE NOT IST GROSS, EINER MUSS LOS?
🏴☠️ Das Nashorn, aber der Elefant mit seinem Schneckenrüssel ist auch toll!