Interview-Partner: Simone Ludwig [Musikpädagogin]
🐧 Hallo Simone, normal frage ich in den Pinguin Interviews ganz gerne was man so macht, um den Pinguin Interview Leser:innen jemanden vorzustellen. Bei dir sollte ich wohl eher fragen, was machst du nicht?
🎹 *lach* ja, das stimmt,- mein Bauchladen ist ziemlich gefüllt! Aber definitiv dreht sich bei mir alles um die Musik! Kurz gesagt: ich bin Pianistin, Musikpädagogin, Autorin, Songwriterin und Youtuberin 🙂
🐧 Ich denke mal dein Mittelpunkt wird die Musikpädagogik sein?
🎹 Also Musik hat schon immer mein Leben bestimmt. Mit 8 Jahren habe ich begonnen Klavierunterricht zu nehmen (zuvor habe ich die klassische Blockflöte gelernt). Mit 12 Jahren habe das erste Mal bei dem Wettbewerb „Jugend musiziert“ teilgenommen, danach folgten im Alter von 16 und 19 Jahren weitere erfolgreiche Teilnahmen (1. Platz) als Begleitpianistin von Violine und Flöte. Ich habe eine Ausbildung in Harmonie und Gehörbildung absolviert und wollte eigentlich Musiktherapeutin werden. Dafür habe ich zuvor die staatliche Anerkennung zur Erzieherin gemacht und habe ein paar Jahre als stellvertretende Leitung in einer dreigruppigen Kindertagesstätte gearbeitet. Als meine Tochter auf die Welt kam, bin ich nicht in meinen alten Beruf zurückgekehrt. Seitdem arbeite ich als Klavierpädagogin. Meine musikalische und sozialpädagogische Ausbildung ergänzen sich hierbei ganz wundervoll. 2007 habe ich zusätzlich begonnen Kurse in musikalischer Früherziehung und Eltern-Kind Kurse anzubieten. Aus dieser Zeit sind viele eigene Lieder und Inhalte entstanden.
🐧 Wie ist es dazu gekommen, dass du Social Media für dich entdeckt hast?
🎹 Als wir vor etwa 11 Jahren extra einen eigenen Verlag für die Veröffentlichungen meiner Bücher und Hörspiele von „Pit dem kleinen Floh“ gegründet haben, gab es leider nur die Plattform Facebook, die ich für die Verbreitung nutzen konnte. Ich glaube Instagram gab’s da noch gar nicht?!
🐧 Ich habe mal schnell danach gesucht, gegründet 2010 und seit 2012 gehört es zu facebook. Also gegeben hat es das schon...
Zumindest nicht in der Form wie heute.
🐧 ...nicht in der Form und natürlich auch noch nicht mit der Nutzeranzahl.
Das war sehr schade, denn mittlerweile ist viel mehr möglich den Menschen von seinem Wirken zu berichten. Heute bin ich sehr froh, dass es Social Media gibt, denn vor allem als Selfpublisher ist man sehr darauf angewiesen diese Form der Verbreitung zu nutzen.
🐧 Wann hast du mit Instagram angefangen?
🎹 Intensiv nutze ich Instagram und die anderen Kanäle seit etwa 2017/2018. Zu Beginn ist man da noch etwas verhalten im Posten, doch mit der Zeit hat sich bei mir eine gewisse Eigendynamik und Routine entwickelt, WAS ich erzählen möchte und WIE.
🐧 Ist die Marke „Floh im Ohr“ von dir und wie ist es zu „Floh im Ohr“ gekommen?
🎹 Ja, „Floh im Ohr“ ist tatsächlich eine eingetragene Wort-Bildmarke und gehört mir und meinem Mann. Wir haben sie damals für die TV-Produktion zu unserer Pilotfolge „Floh im Ohr“ angemeldet. Ein musikalisches Wissensmagazin für Kids rund um die Musik. Ich habe dafür gemeinsam mit einem Regisseur das Drehbuch geschrieben und wir (mein Mann und ich) haben dann die Pilotfolge mit viel Herzblut, Überzeugung, eigenen finanziellen Mitteln und einem professionellen TV-Team von etwa 16 Leuten umgesetzt. Das war schon eine sehr aufregende Zeit.
Leider haben wir die TV-Sender nicht davon überzeugen können, dass unser Magazin eine Bereicherung für das deutsche Fernsehen gewesen wäre. Nachdem nun klar war, dass wir das nicht ins Fernsehen bekommen, habe ich beschlossen diese einzigartige besondere Folge auf Youtube hochzuladen. Das war dann quasi die Geburtsstunde von unserem Youtube-Kanal „Floh im Ohr TV“. Seither veröffentlichen wir nun hier musikalische Beträge für Kinder und für Menschen, die mit Kindern arbeiten. Mittlerweile bin ich froh und stolz, dass wir von keiner Quote oder ähnlichem abhängig sind. Wir können selbstbestimmt arbeiten und das ist ein gutes Gefühl!
🐧 Das macht ihr jetzt mit der vollen Mannschaft?
🎹 Nein, das war eine einmalige Sache für die TV-Produktion. Wir stemmen tatsächlich sämtliche Dinge – Videoproduktionen, Reportagen-Drehs, Songproduktionen u.s.w. alleine. Das heißt zu Zweit – mein Mann und ich. Für die TV-Produktion haben wir damals extra eine Firma gegründet – die Ludwig2Productions GmbH. Mittlerweile sind wir sehr froh, dass wir diesen Schritt gemacht haben, denn hierüber wickeln wir nun das gesamte „Floh-Business“ ab.
🐧 Deine Clips – auch wenn sie locker und leicht rüber kommen – da steckt schon eine Menge Arbeit dahinter. Erarbeitest du diese alleine?
🎹 Sämtliche Inhalte auf unserem Youtube-Kanal sind meine eigenen Ideen.
Mein Mann Daniel – auch „Flohzirkusdirektor“ genannt – unterstützt mich hierbei auf der technischen Seite. Da er in der TV-Branche als Kameramann und Cutter unterwegs ist und schon seit 25 Jahren als Audio-Engineer arbeitet, ergänzen wir uns hier ganz wunderbar. In unserem eigenen Tonstudio werden zudem meine Songs produziert. Das ist schon echt toll! Man nennt uns auch das Flohteam :-D Mittlerweile gestalte ich selbst meine Cover zu meinen Songs und auch die „Notenschnutzies“ – das sind unsere sprechenden Musiknoten, die es bei uns als animierte Videos zu sehen gibt – zeichne ich selbst. Ich verleihe ihnen auch die lustigen Stimmen, aber zum Leben werden sie von Daniel erweckt. Was würde ich nur ohne ihn tun?! 🙂
🐧 Die Musik, die Texte, die Übungen, das Moderieren, das Musizieren – das alles machst du für die Zielgruppe Kinder. Hättest du auch mal Lust etwas für die Eltern oder allgemein für ein älteres Publikum zu schreiben, zu texten, aufzuführen? Oder machst du das, nur eben nicht auf den selben Kanälen?
🎹 Musik ist mein Leben und ich mache nicht nur Musik für Kinder. Ich war z. B. 15 Jahre lang die Begleitpianistin einer Kölner Chansonsängerin. Unser Repertoire umfasste deutsche und französische Chansons, Lieder der Zahra Leander, Trude Herr, Hildegard Knef, Friedrich Holländer u. s. w. Wir hatten sehr viele Auftritte vor kleinem und großen Publikum deutschlandweit. Früher habe ich eigene klassische Konzerte gegeben und viel Kammermusik gemacht. Somit kann man sagen, dass ich mich so ziemlich mit jedem Musikgenre auskenne.
Heute schlummern einige Lieder für Erwachsene (noch) in meiner Schublade. Da geht es um ganz andere Dinge als in meinen Kinderliedern. Vielleicht gibt’s ja demnächst mal was daraus zu hören 😉
Ich bin froh sagen zu können, dass mein Beruf meine Berufung ist.
🐧 Ich denke das ist genau das was du auf deinen Beiträgen ausstrahlst. Du lebst das was du machst. Gibt es so etwas wie ein Highlight bei alledem?
🎹 Es ist der Mix aus allen Aufgaben. Highlights sind sicherlich meist das Drehen einer Reportage (wo wir auch schon mal für ins Ausland fahren, wie z. B. nach Wien). Man lernt viele interessante Menschen kennen und lernt selbst noch was dabei. Das ist toll! Mir macht es besonderen Spaß musikalische Wissensvermittlung kindgerecht aufzubereiten.
Manchmal bin ich selbst etwas ungeduldig, denn bei den vielen Ideen, die ich immer so habe, müssen wir als Flohteam schon ein gutes Zeitmanagement haben. Nicht immer klappt alles so, wie wir das gerne hätten, denn schließlich gibt’s da noch andere berufliche Verpflichtungen. Aber wir arbeiten daran 😉
🐧 Wenn weitere Beiträge für Erwachsene gerade noch in der Schublade darauf warten heraus zu kommen, dann gehe ich davon aus, dass das Kinderpublikum aktuell deine volle Aufmerksamkeit erfordert. Gibt es für dich einen Unterschied beim Publikum?
🎹 Da ich in meiner musikalischen Laufbahn sehr viel Erfahrung mit Kindern als Pädagogin, aber auch als Buchautorin und Musikerin auf der Bühne sammeln konnte, kann ich definitiv sagen, dass Kinder das direktere Publikum sind. Sie sind ehrlich, sagen und zeigen, was sie denken und sind schneller aus der Reserve zu locken. Das wichtigste ist, dass man Kinder ernst nimmt, - egal ob man auf der Bühne steht oder Inhalte für Kids produziert. Denn Kinder merken sofort, ob du ehrliches Interesse hast, oder das nur spielst.
Erwachsene sind oft zu verkopft und brauchen eine gewisse Zeit, um sich auf Dinge einzulassen und sich fallen zu lassen. Daher war die Freude immer groß, wenn Menschen nach einem klassischen Konzert oder Chansonabend zu mir/uns kamen und sagten: „Vielen Dank für diesen Abend, dank Ihnen konnten wir einmal den Alltag vergessen.“
Nach einer Buchlesung für Kinder – ich gebe interaktive Lesungen – gehen die Kids lauthals trällernd mit meinem Lied nach Hause. Das ist das Größte! Das würden Erwachsene wohl eher nicht machen *lach*
🐧 Hast du noch Zeit als Musikpädagogin zu arbeiten?
🎹 Zeit für meine musikalischen Früherziehungsgruppen habe ich nicht mehr und auch das Klavierunterrichten werde und muss ich in Zukunft reduzieren, um Platz/Zeit zu schaffen für all die kreativen Ideen, die noch in meinem Kopf herumschwirren. In den letzten zwei Jahren produzieren mein Mann und ich sämtliche Inhalte und Videos in unserer Freizeit und an den Wochenenden. So langsam wird das jedoch einfach zu viel und auch wir brauchen mal freie Zeit zwischendurch. Sonntags erscheint stets ein neues Video auf unserem Youtube-Kanal „Floh im Ohr TV“ und das wird dann vormittags nach dem Sonntags-Frühstück auf allen Kanälen beworben, da bin ich dann schon gerne mal zusätzlich 1,5 Stunden mit beschäftigt. Unser Flohshop ist auch im letzten Jahr stark gewachsen, was uns sehr freut, denn das ist unser Ziel: irgendwann nur noch schöne Dinge für unser „Flohniversum“ zu produzieren.
Ich versuche regelmäßig auch in der Woche meine Follower und Followerinnen up to date zu halten, aber es gibt auch Zeiten, wo ich offline gehe, das ist auch sehr wichtig – um Kraft zu tanken, den Kopf frei zu bekommen und Dinge zu sortieren. Der „Bauchladen“ wächst stetig weiter
🐧 Die Offline-Zeiten sind wichtig, neben euren Jobs gibt es noch die Familie. Das ist bei mir im Grunde ganz genauso. Ich bin kein Musiker, habe aber vor einem halben Jahr tatsächlich doch meinen ersten Lied-Text geschrieben. Allerdings nicht alleine, Daniel Dorfkind hat mir dabei geholfen. Irgendwie brauchen wir da also scheinbar einen „Daniel“ als Unterstützung 😉
Und es ist ein Kinderlied zu unserem Kinderbuch mit Kalle Pinguin geworden. Also eine gute Gelegenheit danach zu fragen, was dein Lieblings-Tier aus unserer Kinderbuchgeschichte ist?
🎹 Erst einmal vorweg: die Geschichte von Kalle Pinguin gefällt mir sehr gut, sie ist sehr süß illustriert, passt in die Zeit und ich hatte viel Spaß sie zu lesen. Auch dass die Kinder dazu angeregt werden, sich aufmerksam die Bilder anzuschauen, ist eine tolle Idee. Beim Zebra fiel mir spontan eine Anekdote ein, als unsere Tochter noch klein war. Wir waren im Zoo und standen vor dem Zebra-Gehege. Wir fragten sie „Na, wie heißen diese Tiere?“ Sie überlegte und grübelte. Als kleine Hilfestellung gaben wir ihr den Hinweis „Denk doch mal daran, wenn du über die Straße gehen möchtest, aber es keine Ampel gibt!“ Plötzlich rief sie: „Na klar, das sind Zebrastreifentiere! *lach* Das haben wir nie vergessen, daher sage ich jetzt mal das Zebra ist mein Lieblingstier aus deinem Kinderbuch (obwohl ich Mia die Giraffe auch lustig finde!)