Interview-Partner: Steffi [Autorin]
🐧 Hallo Stephanie, 90 Wochen aus dem Leben einer Autorin. Über 500 Beiträge und die meisten mit ordentlich viel Text. Dein Instagram würde bereits so Bücher füllen. Wie geht das?
🧑🦰 Mit Spaß an der Sache. In erster Linie führe ich meinen Instagram-Account nämlich für mich selbst. Ich liebe es, durch die Beiträge zu scrollen und nachzulesen, wo ich vor einem Jahr stand. Es ist unglaublich motivierend, zu sehen, wie ich mich entwickelt habe und was ich schon alles erleben durfte. Außerdem poste ich gerne Rezensionen zu gelesenen Büchern und tausche mich mit anderen Büchermenschen aus. Doch das geht nur, wenn ich aktiv bin.
🐧 Du liebst einen getackerten (strukturierten) Tagesablauf, um auf 700 Worte am Tag zu kommen. Gilt das nur für die jeweilige Geschichte, an der Du schreibst oder zählen da auch Deine Social Media Beiträge mit rein?
🧑🦰 Mein tägliches Schreibziel bezieht sich nur auf meine jeweiligen Geschichten. Es variiert jedoch abhängig davon, in welcher Phase sich das Manuskript befindet. Für das Überarbeiten oder Einarbeiten von Lektoraten stecke ich mir andere Ziele (hier zähle ich überarbeitete Seiten) und tracke sie in meinem Bullet Journal. Ich halte mich auch nicht sklavisch an dieses Ziel. Es gibt gute und schlechte Tage, vor allem in letzter Zeit. Manchmal bin ich froh, wenn ich überhaupt die Nerven habe, mich an den PC zu setzen.
🐧 Ich finde es spannend, dass Dein Mann auch schreibt. Findet bei euch ein um die Wette schreiben statt?
🧑🦰 Um die Wette schreiben wir nicht. Aber wir spornen und gegenseitig an, meistens, indem wir gemeinsam sprinten. Das heißt für uns: Handy weglegen, den Timer auf 30 Minuten stellen und dann eifrig in die Tasten hauen. Danach eine kurze Pause und das gleiche nochmal von vorn. Es ist erstaunlich, wie viel man schafft, wenn man eine Stunde lang konzentriert bei der Sache ist.
Viel wichtiger ist es aber, dass wir uns mit dem Anderen immer übers Schreiben austauschen können. Egal, ob ich irgendwo nicht weiterkomme oder einfach mal meine Begeisterung teilen möchte, ich finde bei meinem Mann immer ein offenes Ohr.
🐧 Das Sprinten geht doch aber nur, wenn Du da schon in der Geschichte drinsteckst. Gibt es dazu so etwas wie ein Warmup, ein Ritual, um in die Geschichte wieder rein zu kommen, um weiter machen zu können?
🧑🦰 Wenn man am Tag nur 1 bis 2 Stunden Freizeit hat, dann bleibt nicht viel Zeit für ein Warmup. Dadurch, dass ich täglich schreibe, bin ich aber meist schnell wieder in der Geschichte drin. Meist ist der erste Sprint noch etwas zäh, vermutlich genau deswegen. Der 2. Sprint ist dann aber meistens schnell vorbei. Vermutlich, weil ich da dann schon so tief in meine Geschichte versunken bin. Ich denke, es hilft auch, dass mein Mann und ich das gemeinsam machen und uns oft über unsere Projekte austauschen. So sind sie irgendwie ständig präsent.
🐧 Für Romantasy hast Du Dir ein Pseudonym, Stephanie Abendstern, zugelegt.
🧑🦰 Mein Romantasy-Pseudonym und das Pseudonym meines Mannes haben beide einen Bezug zum Abend. Daher heißt unsere gemeinsame Autorenseite auch abendwelten.de. Den Namen Abendstern habe ich gewählt, weil ich die Venus schon als Kind faszinierend fand. Sie war mein erklärter Lieblingsplanet. Das ist auch noch heute so. Immer wieder schaue ich im Dunkeln zum Himmel auf. In Frankfurt ist der Abendstern leider oft der einzige, den man am Himmel sehen kann.
🐧 Haben Sterne oder Sternkonstellationen für Dich eine besondere Bedeutung?
🧑🦰 Der Weltraum fasziniert mich, hat er schon immer. Daher verfolge ich die aktuellen Raumfahrt-Bestrebungen mit Interesse. Astrologie ist aber nicht so meins.
🐧 Ich möchte noch mal zu Deiner unglaublichen Anzahl an Posts vom Anfang zurück. 90 Wochen einer Autorin, das sind kleine Geschichten aus Deinem Autorinnen Dasein. Ich habe sie nicht alle gelesen, aber ich wette jede einzelne lohnt sich. Dann schreibst Du Rezensionen, Du liest also auch noch viel. Doch besonders gefällt mir, dass Du Dich immer wieder um Themen kümmerst. Beispiel: Du hast im Juli 2023 einmal Ein-Sterne-Rezensionen Deiner Lieblingsbücher herausgesucht. Letztlich um aufzuzeigen, dass Geschmäcker unterschiedlich sind und Autor:innen Kolleg:innen sich die nicht allzu sehr zu Herzen nehmen sollen.
🧑🦰 Zu den meisten Posts inspirieren mich andere Autor:innen oder Blogger:innen auf Instagram. Manche Themen fallen mir auch spontan ein, unterwegs oder wenn ich am Tisch mal wieder ins Träumen gerate. Oft setze ich diese Ideen nicht sofort um, sondern schreibe sie mir in meinem Bullet Journal auf. Wenn ich später mal Inspiration für einen Post brauche, dann habe ich dort eine ganze Sammlung von Ideen.
🐧 Du wohnst in der Buchmesse-Stadt Frankfurt. Ist das Zufall oder hat die Buchmesse tatsächlich etwas mit der Wahl deines Wohnortes zu tun.
🧑🦰 Nein, die Buchmesse hat damit nichts zu tun. Ich bin zum Studium nach Frankfurt gezogen. Biologie wurde ja über den NC vergeben und die ZVS hat mich damals hierhergeschickt.
🐧 Bist Du denn regelmäßig auf der Frankfurter Buchmesse?
🧑🦰 Ich war inzwischen viermal dort. Wenn man bedenkt, dass ich seit 19 Jahren in Frankfurt lebe, kann man wohl eher nicht von Regelmäßigkeit sprechen. Seit ich in der Buchbubble unterwegs bin, zieht es mich aber wieder mehr dorthin. Wobei es im letzten Jahr so voll war, dass ich nicht sicher bin, ob ich mir das nochmal antue. Kleinere Messen finde ich da irgendwie reizvoller.
🐧 Auf der einen Seite schreibst Du schon lange, aber Du veröffentlichst erst seit einem Jahren Bücher. Du legst Dir einen strikten Plan zurecht. Bist Du zufrieden damit, wie es gerade läuft oder hättest Du noch den einen oder anderen Wunsch, wie es besser laufen könnte?
🧑🦰 Ich bin sehr zufrieden damit, wie es gerade läuft. Damit meine ich nicht unbedingt meine Verkaufszahlen, sondern meine persönliche Entwicklung. Ich habe im letzten Jahr so viel gelernt, durch Lektorate, Fehler und Gespräche mit anderen Autor:innen. Vor einem Jahr hätte ich mir nie träumen lassen, dass ich Lesungen halte bei denen Leute signierte Bücher von mir kaufen wollen. Oder dass Artikel über mich und meine Bücher in der Zeitung erscheinen. All das kommt mir immer noch ein wenig surreal vor. Aber ich freue mich total darüber.
🐧 Da höre ich heraus, dass die Verkäufe besser sein sollten. Du schreibst für das Lesealter von 8 bis 12 Jahren. Sag noch etwas zu Deiner Zielgruppe.
🧑🦰 Das Buch ist vor allem für Kinder spannend, die sich für Fantasy und Detektivgeschichten interessieren. Denn "Merles mystische Abenteuer" vereint genau diese beiden Elemente miteinander. Mädchen und Jungs finden die Geschichte gleichermaßen cool. Tendenziell werden die Bücher aber eher von Mädels gelesen. Vermutlich wegen der weiblichen Hauptheldin.
🐧 Bei meiner ersten Lesung in der Kita, zu der meine Kinder mal gingen, hatte ich den Effekt, dass ein Autor vorgestellt wurde und ich habe dem eifrig gelauscht und habe mich zur Tür gedreht, in der Erwartung, dass da jetzt jemand kommt - bis mir klar wurde, dass die Erzieherin mich angekündigt hatte. Langsam habe ich mich danach daran gewöhnt, dass ich nun auch als Autor angesprochen werde.
🧑🦰 Bei mir ist das auch noch nicht ganz angekommen. Vermutlich, weil man als Selfpublisher*in immer ein wenig darum kämpfen muss, ernstgenommen zu werden. Umso skurriler ist es dann, wenn die Leute sich nach der Lesung für eine Signatur anstellen oder ein Foto mit mir wollen. Daran werde ich mich so schnell nicht gewöhnen.
🐧 Lesen und Vorlesen sind bei Dir im Job und auch privat wichtig. Um so gespannter bin ich was Dein Lieblings-Tier aus DIE NOT IST GROSS, EINER MUSS LOS ist?
🧑🦰 Ich mag die Giraffe total gern. Die ist total niedlich gezeichnet.